Zimtsterne und Walnussmakronen
Meine lieben Leser! Endlich komme ich wieder zur Ruhe, kann Besinnlichkeit zulassen,…
Ich muss Ihnen gleich mal gestehen, dass ich dieses Jahr keine Taschen mehr bedrucken werde. Mir läuft die Zeit davon und Herr B. hat einfach schon zu vielen Kollegen Frau B.’s selbstgemachte BBQ Soße versprochen. Ich kann schließlich nicht hexen und dafür sorgen, dass hier alles von ganz alleine passiert. Außerdem hatte es hier die letzten Tage wieder starke Stimmungsschwankungen (natürlich ist das ja nur die weihnachtliche Aufregung der lieben Kinder, die Zähne können’s ja nicht mehr sein,…) und ich musste mich entscheiden, Taschen zu bedrucken und davor die liebe Brut zu erwürgen, oder lieber ohne Tascherl leben und die Engerl erziehen,…. Man kann nicht alles haben, auch wenn ich mir in der letzten Zeit oft überlegt habe, dass wir alle mehr wie unsere Kinder sein sollten! Man müsste einfach mal das Verhalten eines Pupertiers kopieren und schon liefe alles automatisch – zumindest scheint es das zu sein, was diese denken. – Obwohl, denken sie überhaupt?
Wie schön wäre es, wenn sich unser Boden von selbst reinigen würde, wenn ich ihn ignorierte. Zauberhaft, wenn das Essen mit einem wohlwollenden Nicken meinerseits auf dem Tisch stehen würde. Einfach kolossal, wenn ich die Wäsche anschreien würde und sie wäre sauber, gebügelt und aufgeräumt. Naja, gut, wir wollen ja nicht maßlos erscheinen,….. wir wären schon zufrieden mit sauberen Stapeln, nach Besitzern sortiert 😉 Hach,…..
Wirklich Zimtsterne und Walnussmakronen?
Gerade eben hatte ich es mit Herrn B. . Während ich hier so sitze und meine Gedanken in Sätze packe, stelle ich mir die Frage, ob ich nicht ein wenig irre wäre, weil ich jedes Jahr das selbe Ritual beginne, um die gleiche Zeit, in der selben Reihenfolge.
Jedes Jahr schreibe ich eine lange Liste mit allen Plätzchen, die wir backen wollen. Ich nehme dazu die Liste vom letzten Jahr (die ist nämlich in meinem höchst geheimen, privatem, hochheiligen Rezeptordner) und beginne eine neue Liste mit Namen „Plätzchen 2015“. Wie jedes Jahr beteuert meine Familie, dass ich ja gar nicht so viele Plätzchensorten machen muss. Dann kommen zuerst einmal alle Lieblingsplätzchen auf die Liste, die auf gar keinen Fall fehlen dürfen, dann die, die auch noch lecker waren, gefolgt von oh, die hatte ich ganz vergessen und zum Schluss noch ein paar experimentelle Versuchsplätzchen. Und schon nach den dringend zu backenden Plätzchen, bin ich weit über 10 Sorten raus und irgendwann ist es dann halt auch schon wurscht,…
Nun, in unserem Gespräch kamen wir darauf, dass dem nicht so ist, also, dass ich nicht verrückt bin, sondern das das einfach nur ein Ausdruck unserer ganz tiefen Werte, unserer eigenen
Familientraditionen
ist. Plätzchen Backen gehört für mich zu Weihachten. Plätzchen werden geliebt, gerollt, ausgestochen, gegessen, verschenkt, dekoriert, verziert, gefüllt,….. Ich war immer unheimlich stolz und glücklich, wenn ich in der Weihnachtszeit Plätzchen zum Frühstück essen konnte, welche mit in die Pausenbrotdose nehmen durfte. Es war toll, nachmittags meinen Freundinnen Plätzchen anbieten zu können. Ich war stolz wenn meine Mama vor Weihnachten leckere Plätzchenteller verschenkte.
Und schließlich war es ganz wunderbar, meiner Mama dabei zu helfen. Wir saßen ganze Abende lang in der Küche zusammen, es lief ein Hörspiel im Radio und wir klebten Plätzchen mit tonnenweise Marmelade zusammen. Selbstverständlich mussten die, die dabei kaputt gingen, sofort, äh, entsorgt, werden,…
Und wir, hier in Familie B., machen das auch ganz genau so. Wir backen, schmausen, lachen, wir kleben, stechen und knacken, wir rösten und mahlen, wir hauchen den Plätzchen eine Seele und Liebe ein. Und ich verschenke kleine Zellophantütchen und große
Plätzchenteller,
ich erfreue mich an dem Lächeln der Beschenkten, ich genieße das erstaunte Begutachten des Geschenks.
Ich weiß nicht, ob es ein Wandel unserer Zeit ist, ob es nicht mehr „in“ ist, oder ob die Menschen einfach keine Zeit mehr dafür haben. Es gibt so viele Familien in denen gar nicht mehr weihnachtlich gebacken wird, oder nur wenig. Und dann meistens auch nur ganze große Platze, von denen eines schon satt macht, bestimmt keine Plätzchen,…. Man hat mir sogar schon versucht zu erklären, das man Buttergebäck VOR dem Backen verziert, das würde schneller gehen. Plätzchen Backen hat doch nix mit Geschwindigkeit zu tun. Plätzchen Backen ist besinnlich, langsam, warm. Es geschieht voller Hingabe, Liebe und riecht nach Vanille, Orange und Zimt.
Und hier kommt das beste seeligst machende Zimtsternrezept der Welt! Es stammt von der Urgroßmutter von Herrn B. und wird jedes Jahr als aller aller Erstes gebacken. Wenn Herr B. nämlich seine Zimtsterne hat, ist er glücklich. Er sagt, der Geschmack ist eine Explosion von Kindheitserinnerungen in seinem Kopf,….
Frau B.’s Zimtsterne
Zutaten:
3 Eiweiß
330g Zucker (+ mehr zum Ausrollen)
375g Mandeln mit Schale (+ mehr zum Ausrollen)
1,5 EL Zimt
1 Messerspitze gemahlene Nelke
Schale von 1/2 Zitrone
2 EL Zitronensaft
3 TL Zitronensaft
Zubereitung:
1 Mandeln in Backofen bei 250° ca. 5 Minuten rösten. Sie dürfen auf keinen Fall dunkel werden, nur eben ein bisserl angeröstet. Ich male für dieses Rezept immer ca. 400g Mandeln, 375g für den Teig, den Rest mische ich mit etwas Zucker, zum Ausrollen später,…
2 Mandeln möglichst fein mahlen
3 Die Eiweiße sehr steif schlagen, dann nach und nach den Zucker und Zitronensaft unterrühren und ca. 10 Minuten weiter schlagen. Gesegnet ist derjenige, der eine Küchenmaschine hat,…. man sollte fast keine Zuckerkristalle mehr spüren, wenn man die Baisermasse zwischen zwei Fingern reibt und danach genüsslich abschleckt. Ca. 3 volle EL von der Masse in einem Schüsselchen beiseite stellen.
4 Mandeln, Gewürze und Zitronenschale vermischen und erst in der Baisermasse unterheben, dann kneten. Den Teig in Klarsichtfolie und zusammen mit dem geschlossenen Baiserschüsselchen in den Kühlschrank geben.
5 Nach ca. 1 Stunde den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und ausrollen. Ich mache das immer 3-5 mm dick. Um zu verhindern, dass alles festklebt, bestreue ich die Arbeitsfläche dünn mit den restlichen gemahlenen Mandeln und Zucker. Die Folie, in der der Teig geruht hat, packe ich um mein Nudelholz, was wiederum dort das Ankleben verhindert,… den Backofen auf ca. 160° Umluft vorheizen.
6 Jetzt werden möglichst kleine Sternchen ausgestochen. Die Ecken der Form müssen immer wieder mit einem Zahnstocher gereinigt werden und die Form sollte regelmäßig in die MandelZuckerMischung getunkt werden.
7 Die Sterne mit einem Messer schön mit der übrigen Baisermasse bestreichen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen.
8 Ca. 12-15 Minuten backen. Die Zimtsterne sollten ganz leicht hellbraun sein, so schmecken sie uns am besten,…
9 Luftdicht und kühl gelagert, halten sie sich locker, äh, weiß nicht…. Unsere waren noch nie älter als 2 Wochen,…
In meiner Familie kursierte ein ähnliches Rezept, nur in Stangenform und mit Haselnüssen statt Mandeln. Meine Mama bewahrte die fertigen Plätzchen in Dosen im elterlichen Schlafzimmer (auf der Mehltruhe) auf. Da gibt es sehr schöne Erinnerungsfetzen, wenn ich so zurück denke,…..
So, und nun zum zweiten Favoriten,….. Den „Scheckenhofen-Oma-Walsnussmakronen“. Die sind quasi ganz neu in unserer Plätzchenliste. Also ungefähr erst 10 Jahre in Familie B.’s Rezeptportfolio.
Die Plätzchen wurden in einem wunderbaren kleinen Ort in Bayern, mitten auf einer kleinen Hügelspitze von Herrn B. und Frau B. entdeckt. Es ist ungefähr 16 Jahre her,…..
Unsere erste gemeinsame Wohnung war im Parterre eines über 100 Jahre alten Bauernhauses. Das hört sich sehr idyllisch an, war aber nicht ganz so rosig. Wir beheizten 140 qm nur mit einem kleinen Kaminofen und 2 Ölöfen. Davon ging einer nur eine Woche lang und der andere lief immer mit Öl voll, während wir in der Arbeit waren. Nun, es ist eine Erfahrung der ganz anderen Art, den dann wieder zum Laufen zu bringen. Und nein, wir haben das Öl davor nie abgesaugt. Allerdings war meine Reaktionszeit recht schnell, was das Anzünden anbelangte. Man muss etliche Ölofenanzünder rein werfen, bis das Öl langsam erwärmt ist und dann macht es ganz plötzlich „fump“,….. aber das wollte ich eigentlich ja gar nicht erzählen.
Nach dieser Wohnung wohnten wir also in einem Haus mit Zentralheizung (welch Luxus, den ich seit der ersten Wohnung auch wirklich zu schätzen gelernt hatte!!), mitten auf einem Hügel, mit einer Kirche, 8 anderen Einwohnern und Hühnern. Der Vermieter war ein ganz Lieber und als wir die ersten Erkundungen machten, kam uns seine Mama (damals schon stolze 84 Jahre jung) entgegen. Schüttelte unsere Hände und stellte sich vor mit „Grias eich, i bin d’Oma!“ (=hallo, ich bin die Oma). Und das blieb sie auch.
Als kleinen Nebenverdienst baute unser Vermieter (auch schon in zigter Generation) Walnüsse an. Will heißen, er hegte und pflegte viele Walnussbäume und im Herbst standen überall Holzkisten mit Nüssen zur Trocknung herum. Die Nüsse wurden bis nach München auf den Viktualienmarkt verkauft. Manchmal brachte er uns einen kleinen Sack voll.
Wenn sie noch ganz frisch sind, kann man die innere Schale noch abziehen, so dass man nur die weiße Nuss hat, oh, wie lecker,…… Das müssen sie unbedingt mal im Herbst ausprobieren. Suchen sie sich einen wilden Walnussbaum, fragen sie Freunde und Bekannte. Dann, wenn sie ganz frische, große Exemplare gefunden haben, knacken sie sie ganz vorsichtig. Und nun mit den Fingernägeln die „Haut“ abziehen und das Innere pur oder mit Käse essen. Welch ein Hochgenuß!
Vor Weihnachten durften wir dann immer mal bei der Oma einkehren und Plätzchen naschen. Und was soll ich sagen,… Ich hatte noch NIE so leckere Walnussmakronen gegessen. An dem Weihnachten, bevor wir weg zogen (wir hatten mittlerweile unsere Einwohnerzahl auf 12 anwachsen lassen), verriet mir die Oma ihr Familienrezept. Danke dafür und danke für die tolle Zeit und die vielen sensationellen Himmelsbilder, die wir dort erleben durften!
Nun leben wir schon lange mehr als 350 km von „der Oma“ weg. Die Sonnenuntergänge sind noch auf unserer Speicherplatte festgehalten und ich, ich nehme diese Bilder und die Dinge die ich dort erlebt und auch gelernt habe, im Herzen mit.
Wir haben das Glück, hier auch in einer wunderbaren Gegend zu leben und es gibt hier viele wilde Walnussbäume, unter anderem bei Familie B. im Garten. Im Herbst sammeln wir dann immer so viele Nüsse, wie möglich, trocknen sie und verwenden die, die nicht sofort von den Kindern gegessen werden zum Kochen und Backen. Lästig ist allerdings, dass, wenn ich vergesse, die Kisten wegzuräumen, ich überall lehre Walnussschalen finde und gerne auch rein steige. Das fühlt sich fast vergleichbar mit Lego an, aber nur fast, probieren sie es mal aus! Unser Hund Paul liebt diese Nüsse nämlich auch! Er klaut sie sich, knackt sie mit der Schnauze auf und futtert die Nussstückchen raus. Er ist ein richtiger Walnussdieb!
Walnussmakronen
Zutaten:
3 Eiweiß
200g Puderzucker
200g gehackte Walnüsse
1 Prise Salz
1 EL Zitronensaft
Zubereitung:
1 Die Walnüsse nicht zu grob und nicht zu fein hacken, nicht mahlen! Sonst schmecken sie nicht so, wie sie sein sollen 🙂 Backofen auf 140° Umluft vorheizen.
2 Die Eiweiß mit dem Salz sehr steif schlagen und dann den Puderzucker und Zitronensaft ca. 10 Minuten mit schlagen. Die Masse soll sich sämig samtig anfühlen. Man muss das Gefühl haben, sie sich auch gerne ins Gesicht zu cremen 😉
3 Walnüsse vorsichtig unterheben und alles in einen Spritzbeutel OHNE Tülle füllen (oder vielleicht haben sie ja eine extra große Tülle, durch die die gehackten Nüsse passen). Ich benutze einen aus beschichtetem Stoff, oder einen Einwegbeutel, wenn der aus Stoff gerade noch feucht ist,… Bei Einwegbeuteln kann man halt ganz praktisch die Lochgröße selbst bestimmen,… Spritzbeutel oben zudrehen/ mit einem Tütenverschlußklipp zuklemmen und nette adrette Häufchen auf das Backpapier spritzen. Ungefähr so: kurz drücken – aufhören – hochziehen – nächster – kurz drücken – aufhören – hochziehen,….
4 Die Makronen ca. 20-25 Minuten im Backofen trocknen lassen. Ich lasse sie gerne einfach im Ofen, bis sie kühl sind. Sie sollten sich dann auch leicht vom Backpapier lösen.
Trocken und luftdicht aufbewahren!
Eigentlich gehören Oblaten darunter, aber ich habe noch keine so kleinen, wie wir die Makronen gerne mögen, gefunden. Wenn sie sie größer mögen, können sie ja welche verwenden,…
Liebe Tina!
Mein ältestes Pubertier ernährt sich seit knapp 1 Jahr vegan.
Hast du da vielleicht auch etwas in petto?
Liebe vorweihnachtliche Grüße aus Bayern .
Christin & Familie ❄.
Liebe Christin,
unser Fräulein B. lebt bisweilen auch hin und wieder vegetarisch. Ich gebe zu, dass ist noch einfacher zu handhaben, als vegan,… vor allem weil sie der Meinung ist, das Speck ein Gewürz ist! 🙂
Spaß beiseite. Ich habe hier einige Rezepte, die ohne Ei und tierische Fette auskommen. Meine außerordentlichen Ingwerprinten, die ganz normalen Geschmacksexplosionsprinten, die degoutanten Minimozarten, absolut lasterhaftes Dattelkonfekt, gefüllte ausgezeichnete Aprikosen,…… wenn ich so nachdenke, fallen mir immer mehr ein,…. Ich werde mich mal die nächsten Tage auf meinen plätzchengefütterten Hintern setzen und einen Beitrag dazu schreiben,…
Ganz herzliche Grüße,
Deine Frau B. – endlich wieder ohne Schokolade auf der Tastatur 🙂
[…] hatte Ihnen, letztes Jahr im Dezember, schon einmal die Geschichte unserer Walnussmakronen ans Herz gelegt. Heute möchte ich Ihnen aber […]