Sandwich nach Kowloon Art – Scheiße geiles Zeug
Huch, was ist die denn heute so ordinär, bei einem Sandwich? Muss man ja mal sagen dürfen, wenn es denn so ist, oder nicht? Andere sprechen ja auch, täglich in den Medien aus, was sie so denken. Immer schneller geht das Karussell, die Verteilung von Informationen und Fehlinformationen. Es wird munter getrumpt, vergaut, man gönnt sich ja per See, außer dem Hofer sonst nix, oder? Und wenn Sie jetzt auch noch abkürzen wollen, alles easy, ohne Hirnschmalzeinsatz, dann bitte hier entlang, direkt zum Rezept für Sandwich nach Kowloon Art.
Im Moment werden wir alle mit wirklich viel verbalem Bullshit, mit Munddiarrhö, einem Feuerwerk an oral geäußertem Kackbingo konfrontiert. In der Politik, der Gesellschaft, direkt und persönlich, einfach überall. Hat es da Schulungen dazu gegeben, von denen ich nichts mitbekommen habe? Aber das macht nichts, denn wir wissen schließlich, dass das alles nur eine Frage der Erziehung, der Konditionierung ist. Schwarz Weiß Malerei ist in, Propagandahetze ist der letzte Schrei – hoffentlich bald aus dem letzten Loch.
Allerdings färbt es leider,
wie Sie am Titel erkennen können, etwas ab. Negativwording für Anfänger sozusagen. Keine Sonne, mehr Schlammschlacht für alle. Und mehr Sandwich, mit Schnitzel.
Also wenn Sie mal in Verlegenheit kommen, sagen wir mal, irritiert, ob Ihrer Mitmenschen zu sein, zu viel Gewäsch gelesen oder gehört haben, dann gönnen Sie sich dieses Sandwich. Als Ihre FrauBpunkt nämlich ein junger Hüpfer war, zu Zeiten, in denen ein BH noch eine Dekoration und keine notwendige Schwerkraftüberwindungsmaßnahme darstellte, war ich für drei Wochen in Hong Kong. Bei meiner Brieffreundin.
Damals, als die Jeans
noch bis kurz vor die Nippel gingen, die Dauerwellen so häufig wie Donauwellen waren, gab es nämlich eine Organisation, da konnte man sich Brieffreunde bestellen. Du hast ein Formular ausgefüllt, Gender, Hobbies, Land, Alter und so weiter angekreuzt, gefühlt 1,50 DM (in Briefmarken) bezahlt und schwupps, hattest du einen Brieffreund. Ich eben eine Brieffreundin in Hong Kong.
Tja, als ich dann 18 war, ging meine erste Reise alleine genau dort hin. Sapperlot! Das war noch, als Hong Kong die alte Landebahn hatte. Mein Hintern ging bei der Landung, zeitgleich mit dem Stahlvogel, zwischen den Hochhäusern nach unten. Nu damit Sie sich das mal vorstellen können. Das war, äh, 1995.
Nach dem Aussteigen
war ich fürchterlich verunsichert. Es hatte gefühlt die Temperatur, die ich mir in der Hölle vorstellte, es war laut, voll und roch überall, ähm, grenzwertig. Unglaubliche Menschenmassen drängten sich im Flughafen. Es war laut, ich konnte die Schrift nicht lesen, war aufgeregt. Unser erster Zwischenstopp, beim Abholen, war dann zum Dim Sum essen. Heute liebe ich diese kleinen Dinger, damals war ich starr vor Panik. Die Mutter meiner Brieffreundin stapelte viele undefinierbare Teilchen auf meinen Teller, alle im Lokal schmatzten, schlürften, rülpsten – oh ja – und hatten sichtlich Freude an ihrem Essen. Ich guckte mein Dim Sum an, es guckte zurück und ich roch daran. Dann bin ich erst mal ins Klo, frische Luft zu schnappen. Und ja, ich weiß, nicht sehr clever,…
Dort hatte ich ungefähr diesen Denkprozess
- Ich bin gerade mal 3 Stunden in Hong Kong, habe noch drei Wochen vor mir.
- Will ich wirklich verhungern?
- Wenn hier so viele Menschen mit Appetit essen, muss es eigentlich lecker sein,…
- Ich gucke einfach nicht hin, rieche nicht dran und frage nicht, was ich da esse.
- Wie zum Kuckuck so ich hier pinkeln, es gibt hier nur Wannen im Boden,…
Jedenfalls ging ich dann aus der Toilette, setzte mich an den Tisch, griff beherzt nach den Stäbchen und schob mir das nächste Teil, dass ich erwischt habe, in den Mund.
Wow! Ich kann nur sagen, dass ich diese Technik den ganzen Aufenthalt angewendet habe und nie enttäuscht wurde. Ehrlich gesagt mache ich das immer noch so, wenn mir etwas zu Essen suspekt ist. Ich frage nicht nach, was es ist, ich schaue es nicht genau an und ich rieche nicht. Erst wird es in den Mund gesteckt und gekostet.
Das wirklich Tolle daran ist, dass ich so keinerlei Scheu vor neuen oder außergewöhnlichen Dingen habe. Einmal waren wir in einem Lokal und es gab etwas, dass ein hauchdünn aufgeschnittener Ochsenschwanz, eine Schlange, ein Lindwurm oder was auch immer, gewesen sein könnte. Es war köstlich und das zählt doch, oder?
Wie halten Sie das in solchen Situationen? Haben Sie Nahrungsmittel, die Sie niemals kosten würden? Wenn ja, welche und warum?
Wie komme ich jetzt auf dieses Sandwich zurück?
Also, die Familie meiner Brieffreundin lebt in Kowloon, im fünften Stock eines gefühlt 20 stöckigen Hochhauses – selbstverständlich ohne Aufzug. In Kowloon befindet sich auch der Temple Street Market, an dem es fast rund um die Uhr frisch zubereitete Köstlichkeiten und Lebensmittel gibt. Der Geruch hier ist einzigartig. Von würzig scharf, über streng, sehr sehr streng, zu süß duftend, fruchtig finden Sie hier alle olfaktorische Genüsse und Herausforderungen. Es ist unglaublich laut, zischt und brutzelt an jeder Ecke. Es gibt Fleischer, die auf Hackstöcken auf der Straße das Fleisch hacken, Geschäfte, die nur fertige Peking Enten, welche die würzig gegrilltes Schweinefleisch verkaufen. Wir sind fast jeden Tag, auf dem Heimweg, dort durch gelaufen und haben frisches Gemüse und eben auch fertige Hauptgerichte gekauft.
Der Geruch,
den ich da hauptsächlich in der Nase hatte, war für mich prägend und einzigartig. Diese Mischung aus essigsauer, salzig, mit ein wenig Süße im Abgang,…
Nun bin ich auch ein riesen Fan von Anthony Bourdain und habe neben seinen TV Shows, alle Bücher von ihm gelesen. Und nein, ich bekomme hier weder Geld, Ruhm, noch Ehre, weil ich das Buch verlinke. Ich mag es einfach und Punkt. In seinem letzten Buch, ein Kochbuch, dass ich wirklich sehr liebe, hat er ein Sandwich Rezept, dass genau dieses Aroma trifft. Sein Original ist mit Schweinekoteletts zubereitet. Ich verwende hier, aus Faulheitsgründen Schweineschnitzel. Aber ja, wir haben es auch schon mit Koteletts ausprobiert und es schmeckt genauso genial!
Ich habe hier eine unglaubliche Menge an Schnitzel produziert, aber wir erinnern uns. Schnitzel kann man niemals genug haben. Außerdem friere ich so 2 Portionen ein und habe schnell mal scheiße geile Schnitzel parat. Tadaaa! Dieses Rezept ist also ausreichend für 3 x 5 Sandwiches.
Sandwich Kowloon Art
Zutaten
1 kg Schweineschnitzel (vom Metzger schon sehr dünn aufgeschnitten)
60 ml schwarzer Reisessig (oder Balsamico)
60 ml chinesischer Reiswein (nehmen Sie den billigen, der ist super zum Kochen)
60 ml helle Sojasoße
1 EL geröstetes Sesamöl
6 Knoblauchzehen in dünne Scheiben geschnitten
1 EL Fünfgewürzpulver
1 EL brauner Zucker
6 Eier
Mehl
Panko und Semmelbrösel vermischt (2:1)
Salz
Pfeffer
Pflanzenöl
10 Scheiben helles Sandwichbrot
Sriracha Mayo Sauce
Sriracha
Mayonnaise
Zubereitung
Als erstes sollten Sie die Schnitzel sanft flach klopfen. OK, war ein Spaß, hauen Sie mal so richtig drauf. Entweder mit so einem Fleischplattklopfdingens, einem eckigen Morgenstern, einem Bräter oder der flachen Seite Ihres Fleischerbeils. Wichtig ist, so zuschlagen, dass man gleichmäßige Resultate sieht. Ich teile dann die Schnitzel in 2-3 Stücke, also die optimale Sandwichgröße.
In einer Schüssel mit Deckel je 60 ml schwarzer Reisessig, chinesischer Reiswein und helle Sojasoße mit 1 EL geröstetes Sesamöl, den Knoblauchscheiben, dem 1 EL Fünfgewürzpulver und 1 EL brauner Zucker vermischen.
Das Fleisch dazu geben und mindestens eine Stunde, maximal 12 Stunden marinieren. (Wenn Sie nach dem Panieren Schnitzel einfrieren wird die Zeit ja unterbrochen, zumindest ist mir noch kein Unterschied aufgefallen. Also, dass die Schnitzel sich zersetzt hätten, explodiert wären, oder so). Deckel drauf, schütteln (jedes Fleischfitzelchen soll mariniert werden) und ab in den Kühlschrank.
In der Zwischenzeit können Sie sich daran machen, Bier kalt zu stellen, Yoga Übungen für Ihr Seelenheil zu überlegen, Zehennägel zu schneiden, oder aber einfach positives Feuer gegen Schwerenöter zu legen.
Drei tiefe Teller bereit stellen. Ca. 1 cm hoch Mehl in Teller Nr. 1 geben. 6 Eier in Teller Nummer zwei mit Salz und Pfeffer verquirlen. Panko und Semmelbrösel im Teller Nummer drei mischen. (Die Packungen können Sie gleich stehen lassen, wir brauchen jede Menge davon)
Die Fleischscheiben einzeln aus der Schüssel holen, ein wenig in der Hand abtropfen lassen, OK, abschütteln halt. Knoblauch der daran kleben bleibt, darf das. Jetzt erst in Mehl wälzen, dann im Ei wenden und anschließend in der Pankomischung panieren. HerrBpunkt und DieTeenX sind ja große Fans der doppelten Pankopanade. Dafür müssen Sie Ihr Schnitzel nach dem Panko wieder ins Ei packen und dann wieder ins Panko. Und ja, ich gebe zu, es ist schon extrem lecker so,…
Die fertig panierten Schnitzel stapeln Sie einfach auf einem großen Teller. Den Backofen auf 120° vorheizen, wir müssen die Schnitzel für die 5 Sandwiches auf 2 x machen.
In einer schweren großen Pfanne mindestens 1 cm hoch Öl erhitzen. Die Schnitzel unter vorsichtigem Ruckeln goldbraun frittieren und auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Im Backofen warm halten, während Sie die anderen Schnitzel (bei mir passen maximal 3 dieser panierten Monster in die Pfanne) frittiert werden.
Falls Sie Multitasking können, dürfen Sie, während die Schnitzel in der Pfanne sind, schon mit dem Toasten anfangen. Ganz hell braun sollen die Scheiben sein, nicht röstaromatisch!
So, jetzt den Deckel und Boden der Sandwiches mit den gewünschten Saucen einstreichen. Ich stehe ja auf leicht geschärfte Mayonnaise. Deckel drauf und fertig!
Die restlichen Schnitzel packe ich,
mit Backpapier getrennt, in Gefrierbeutel. So hat man prima extrem tolle Schnitzel für Don Buri zur Hand. Hier mit Miso Auberginen, Spiegelei, Avocado, Sprossen auf Sushi Reis. Oh, bitte daran erinnern, ich muss Ihnen noch mein Rezept für ghöttliche Miso Auberginen aufschreiben! Oder als Frühstück, mit einem weichen Spiegelei und Avocado. Oder einfach zum japanischen Kartoffelsalat. Mist, das rezept fehlt auch noch,… OK, es gibt die nächste Zeit wohl viel japanische Rezepte. Hatten wir ja erst bayerische Fleischpflanzerl,… Schnitzel kann man einfach nie genug haben! Genauso, wie gute Laune.
Wenn ich dann so ein scheiße geiles Kowloon Sandwich gegessen habe, das Aroma noch in der Nase ist, dann kann ich eigentlich nicht mehr böse sein. Dann denke ich einfach, dass die arme Sau, die mich so angreifen will, eigentlich der Verlierer in dem Spiel ist. Diese ganzen Heißluftgebläseplauderer müssen so viel Mist erzählen, weil sie sich einfach selbst gerne reden hören. Sonst hört ihnen ja niemand ernsthaft zu, oder? Ich sitze aber hier, mit meiner Familie, mit Freunden, esse wahnsinnig leckeres Essen, erinnere mich an tolle Momente in meinem Leben und bin glücklich.
Was lernen wir daraus?
Schnitzel machen glücklich. Kowloon Schnitzel machen noch glücklicher. Und – wenn man alles Negative, das einem im Leben begegnet, einfach in positive Energie umwandelt, tolle Sandwiches macht, hat man einerseits mehr Hüftgold und andererseits ein erfüllteres zufriedeneres Leben!
Lasst uns aufhören, alles zu glauben, was wir in Facebook, Twitter, Whatsapp, Snapchat, Instagram, in Mails, Zeitungen oder Videos sehen. Schalten wir unsere Köpfe wieder ein, hinterfragen wir. Lasst uns zweifeln, nachforschen, diskutieren. Wo ist unsere positive Konfliktbereitschaft hin gekommen? Wir brauchen wieder eine Streitkultur, die uns dabei hilft.
Lasst uns gemeinsam die Augen öffnen, uns beistehen, laut werden! Was täglich im Kleinen gelebt wird, wird irgendwann mal groß werden.
In diesem Sinne,
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