Ich liebe Quitten – und Schweinereien

Also ganz im Ernst, die Quitten Dinger sind meine Leidenschaft! Oder wollten Sie mehr von den Schweinereien lesen? Kommt noch, nur Geduld,…

Eigentlich bezahle ich mit meiner selbst gemachten Barbecue Soße einen Arbeitskollegen des Herrn B.. Naja, er macht Quitten Gelee, und wir tauschen. Seine Töchter sind ganz wild nach meiner Soße, meine Kinder ganz wild auf das Gelee dieser Rosenfucht.

Letztes Jahr hatte ich von einer lieben Freundin einen Korb voll der schwierigen Früchtchen, voller Quitten, geschenkt bekommen und mich rettungslos in den Duft verliebt.

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Als also heuer der nette Arbeitskollege fragte,

ob wir ein paar Quitten haben wollen würden, war ich gleich begeistert. Bis der Herr B. dann, als ich es gerade zeitlich so gar nicht brauchen konnte, nach Hause kam. Mit den Quitten. Also mit zwei riesigen Industrieeimern voller Rosenfrüchte! Hui, also umgeräumt, wurden es zwei volle große, hohe Apfelholzkisten, nur damit Sie eine kleine Ahnung davon haben.

Das ganze Haus roch verführerisch lecker nach dem Obst, dem Duft der Quitten und ich war hin und her gerissen. Einerseits voller Freude, andererseits erinnerte ich mich düster daran, dass die Biester echt herausfordernd bei der Bearbeitung waren.

Egal. Herr B. trat mich also eines schönen Sonntags gewaltig in meinen Allerwertesten. Ich telefonierte gefühlt das halbe Dort nach einem Entsafter ab. Schließlich konnten wir gleich zwei davon, wobei einer irgendwie überhaupt nicht vertrauenswürdig erschien, borgen. Aus Alu, mehrteilig gestapelt, äußerst fragil, dezent altersschwach… Doch für Quitten geeignet.

Wir verbrachten also unseren Sonntag mit einer wahren

Entsaftungsorgie

(ha! Schweinerei!) und gewonnen insgesamt bestimmt 8 Liter Quitten Saft, den ich dann die Tage danach nach und nach in Quitten Gelee verwandelte. Es ist grandios geworden, darf ich Ihnen stolz verkünden! Wollen Sie gerne das Rezept? Dann muss ich nochmal in mich gehen,…

Ein kleinerer Teil der Quitten viel einem Experiment zum Opfer. Wie Sie ja vielleicht schon gesehen haben, bin ich großer Fan vom Kandieren. Also der langsamen Sättigung von Früchten mit Zucker und Gewürzen. Der Sirup, der dabei entsteht ist herrlich und erfreut sich bei uns in der Familie großer Beliebtheit. Und die Früchte, also die kandierten Quitten, ich sag es Ihnen, sind ein Gedicht!

An dem besagten Quitten Verarbeitungssonntag war mein Herr B. abends sehr glücklich und froh, hatten wir doch alle Quitten verwurstelt und den Prozess abgeschlossen.

Nun, ich verrate Ihnen, das Gesicht, das er gemacht hatte, als er im Keller die zweite Kiste, voller Quitten, entdeckt hat, war extrem witzig. Er hatte wohl eine davon einfach verdrängt. Der Arme!

Egal, wir hatten genug Quitten Gelee hergestellt, ich hatte auch keine große Lust mehr,… Zumindest nicht mehr auf Entsaften, Sie verstehen,…

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Und so habe ich damit begonnen,

Quitten in alle möglichen Rezepte mit einzubauen. Ich erfinde und kreiere ja wahnsinnig gerne neue Leckereien und schreibe sogar immer brav mit. Warum hatte ich, so glaube ich, in der Geschichte von meinem Kochbuch, schon erklärt.

Also ich habe unter anderem schon die Blechpfannkuchen mit Quitten Kompott serviert. Eine Gans mit einer Füllung aus karamellisierten Quitten und roten Zwiebeln versehen. Und jetzt, erst letzte Woche, ein Meisterstück.

Ich hatte drei Medaillons vom Iberico Schwein und frische Burrata bekommen. Schön dick, so 2,5 cm. Also das Schweinefleisch, nicht die Burrata. Drei Stück reichen uns mit unseren zwei Kindern. Bei Erwachsenen Essern würde ich tatsächlich ein Stück Fleisch pro Person rechnen. So groß sind die Dinger ja nicht,…

Was habe ich damit angestellt? Nun. Ich habe ein leichtes Gericht, einen lauwarmen Salat, einen Seelenstreichler, erfunden. Salate mögen wir ja wirklich gerne, zum Beispiel hier mit Entenbrust, oder den aus den gebratenen Semmelknödeln,…

Ehrlich gesagt, ich habe geschaut, was der Kühlschrank so her gibt und nach 60 Minuten war das Essen auf dem Tisch. Das war dann so lecker, das ich heute Abend die Variante mit Hühnchenleber serviere. Statt dem Schwein,… Aber mit Quitten, denn ein paar davon lagern immer noch im Keller.

Zutaten

3 Medaillons vom Iberico Schwein
2 EL Butterschmalz
2 Zweige Rosmarin
1 Knoblauchzehe
Salz
Pfeffer
4 Burrata
1 Butternusskürbis
6 Knoblauchzehen
4 EL Kürbiskerne
1 TL Oregano
1 TL Salz
Pfeffer
6 EL Olivenöl
100 g Pflücksalat
2 Quitten (zur Not gehen auch säuerliche Äpfel)
4 rote Zwiebeln
2 EL Butterschmalz
4 EL Zucker
3 EL Zitronensaft
1 EL Honig
6 EL Balsamico Essig
2 EL Apfelessig
8 El Olivenöl
1 EL Kürbiskernöl
Pfeffer
ca. 50 ml Wasser

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Zubereitung

Das Fleisch und die Burrata aus dem Kühlschrank nehmen.

Den Kürbis schälen, die Kerne entfernen und in Spalten schneiden. 6 Knoblauchzehen in 1 mm dicke Scheiben schneiden. Zusammen mit dem Kürbis, den Kernen, Salz, Pfeffer, Oregano und Olivenöl in eine Backform geben. Im Backofen bei 225° ca. 45 Minuten backen. Im Auge behalten und ab und an umrühren.

Die Quitten schälen, entkernen, achteln und in 1 mm Scheiben schneiden, mit 1 EL Zitronensaft marinieren. Die rote Zwiebel in Spalten schneiden. Den Pflücksalat vorsichtig waschen und trocknen.

Nach ca. 20 Minuten Backzeit in einer kleinen Pfanne Butterschmalz erhitzen. Die 4 EL Zucker dazu geben und anschmelzen lassen. Quitten dazu geben und 5 Minuten anbraten. Dann die Zwiebel dazu geben, mit Zitronensaft und Apfelessig einreduzieren lassen. Eventuell mit etwas Wasser aufgießen.

Fleisch waschen, trocknen und salzen.

Eine große schwere Bratpfanne erhitzen und Butterschmalz hinein geben. Dann den Rosmarin und Knoblauch kurz darin schwenken. Das Fleisch von beiden Seiten scharf ca. 1,5 Minuten anbraten, so dass es außen schön knusprig wird.

Das Fleisch pfeffern, abdecken und in der Pfanne noch ca. 10 Minuten, unter den Kürbis, in den Backofen stellen.

Beim Dressing die Hitze reduzieren und 1 EL Honig, 6 EL Balsamico Essig, 8 El Olivenöl, 1 EL Kürbiskernöl und Pfeffer dazu geben. Abschmecken. Das Dressing sollte süß säuerlich sein, mit einer feinen Essignote.

Kürbis und Fleisch aus dem Ofen holen.

Kürbis auf 4 tiefen Tellern anrichten, Salat darauf verteilen. Hier auch die Burrata jeweils leicht aufgebrochen auf den Teller legen.

Das Fleisch in 5 mm dicke Scheiben schneiden. Den Saft aus der Bratpfanne und der Saftrille des Brettes auffangen und in die Pfanne mit dem Dressing geben.

Dressing über den Tellern verteilen. Fleisch darauf anrichten und sofort genießen.

So, ist das,

wenn Ihre Frau B. leckere Zutaten wie Quitten, in die Finger bekommt. Da entstehen wahre Schweinereien. Foodporn, quasi. Optisch und den Gaumen verwöhnend. Herrlich als Mundgefühl, sinnlich,…

Ok, OK, ich weiß, ich könnte meine Food Fotografie verbessern. Oder vielleicht eher der Norm anpassen, die meine Leser, also Sie, sich vermeintlich erwarten? Oder erwarten Sie das jetzt nicht von mir? Haben Sie sich schon daran gewöhnt? Wie ich das so handhabe? oder hoffen Sie, dass die Frau B. das irgendwann nochmal lernt?

Ganz ehrlich, ich genieße lieber mein Fleisch heiß und frisch, wie das ich eine extra Portion, nur fürs Foto, zubereite. Vielleicht sogar außerhalb unserer Mahlzeiten? Und dann was?

Ich koche, weil ich es liebe! Ich kreiere Rezepte, weil ich es kann.

Es fließt so aus meinen Händen, ich erschnuppere mit der Nase, was fehlen könnte, ich koste und gebe mich dieser Leidenschaft hin. Jeder passionierte Koch wird Ihnen bestätigen, dass gute Küche, leidenschaftliches Kochen große Ähnlichkeit mit Sex hat. Und Sex mögen wir doch alle? Nein? Nicht immer, gut, in Ordnung, aber so ganz ohne ist es doch auch fad im Leben? Nicht? Das wäre, wie jeden Tag Grießbrei essen, auch wenn der von Vroni’s Mama noch so herrlich schmeckt.

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Im Ernst!

Sie sprechen so viele Sinne an. Die Zutaten sollten harmonieren, sich gegenseitig unterstützen, ihre Eigenschaften heraus kitzeln. Man konzentriert sich, wird ruhig, geht in sich. Man hat schon einen Gedanken, wo es hingehen soll, was man mit den Zutaten erreichen möchte. Der Prozess des Kochens selber ist virtuos, mal schnell, dann wieder langsam, slow, die Gedanken sind bei dem Gericht, dem Fleisch in der Pfanne, dem Kürbis. Kurz vor dem Anrichten wird es wieder hektisch, letztes Abschmecken, Augen schließen, in sich gehen.

Hingabe ist bei gutem Sex und guten Essen unabdingbar! Das hatte ich ja schon einmal erklärt, also das mit der Hingabe.

Dann, wenn alles funktioniert hat, eine Gaumenexplosion passiert, ein Stöhnen, Entspannung die Hektik ablöst. Wenn die Gedanken, der Plan funktioniert hat, alle Zutaten harmoniert haben, die Quitten dazu passen, die Gäste begeistert sind. Ja, dann löst sich die Anspannung, die Stahlfeder, die uns aufgezogen gehalten hatte,….

Und jetzt mal ehrlich,

das Gefühl soll ich wegen so dekorierten Fotos aufgeben? Soll mein Meisterwerk, meinen Gaumenschmaus wegwerfen? Kalt essen?

Dann stellen Sie sich doch lieber vor, dass Sie bei uns mit am Tisch sitzen. Wir lachen, genießen, reden. Wir reichen uns die Schüsseln, prosten uns zu. Wir erleben gemeinsam ein Prickeln im Mund, eine Explosion der Geschmäcker!

Zufriedenheit und Glücksgefühle ersetzen die optische Illusion. Das wär doch was, oder?

In diesem Sinne,

Ihre FrauBpunkt

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