Klitzekleine Sünden – Petits Fours
Wie kam es dazu, dass Ihre Frau B. Petits Fours gebacken hat? Jeglichen Trends zum Trotz backe ich normalerweise kein so „Kleinzeugs“. Also, schon mal, wie bei Fräulein L.s Geburtstag, oder mein genial leckeres Schokoladentortenrezept, als Cupcakes. Und ja, klar, selbstverständlich. An Weihnachten gibt es bei Familie B. unzählbar viele verschiedene Sorten an Plätzchen und Pralinen. Wie Minimorzarten, gefülltes Dattelkonfekt, Walnussmakronen,… Vielleicht zählen Sie ja auch Brownies zu so Kleingebäck,…
Aber dass ich mich hinstelle, Kuchenkugeln auf Stöckchen stecke, sie in literweise Guss tunke und dann einzeln liebevoll dekoriere. Neeee, da ist mir die Arbeit zu schnell vom Fräulein L. und Dem C. weg inhaliert. Da muss ich quasi nur mal eben kurz für fleißige Hausfrauen verschwinden und schwups sind die alle weg. Und so ein ganzer Kuchen. Da ist das schon schwieriger. Teenager muss ein Messer organisieren. Wo waren die gleich noch? Dann sogar ein Teller, wenn potentiell das Kuchending sonst auseinander fällt. Hach und Besteck. OK, gut, das braucht es nicht,… Aber immerhin gibt es mir die faire Chance, für den Herrn B. auch noch ein Stück zu sichern.
Doch letzten Freitag, da hab ich es getan.
Ich habe Petits Fours gebacken!
Denn meine liebste, quirligste, ehrlichste und süßeste Mme Herzlich, hat am Freitag, nach fünf Jahren Liebe, Ihren Monsieur Herzlich geheiratet!
Nun war das Event recht spontan anberaumt, am Dienstag wurde ich darüber in Kenntnis gesetzt. Die große Feierlichkeit soll dann im nächsten Jahr pompös, laut und fröhlich nachgeholt werden. Da werde ich dann auch, mit Freude eine supermega Hochzeitstorte für die beiden erfinden. Am Freitag, ja, da würden sie sich einfach nur im engsten Kreis trauen lassen und dann nett Essen gehen. Wär nicht so groß,…
Erst dachte ich „na gut, kann ich ja auch irgendwie verstehen.“ Zeit hab ich ja eh keine, weil ja sämtliche Jahresabschluss-schön-wars-Feiern, gerade vor Schuljahresende stattfinden. Außerdem ist ja Freitag Abend noch ein Konzert angestanden. Hatten wir doch dafür Karten zu Weihnachten geschenkt bekommen,…
Doch dann kam mir der Gedanke, dass Mme Herzlich schon ein wenig traurig wäre, wenn so gar nichts an dem Tag passieren würde,… Ihre liebe Mama hatte den selben Gedanken und so planten wir zumindest ein paar Kleinigkeiten und in meinem Kopf manifestierte sich die Idee der
Petits Fours.
Laut Wikipedia wird Petit Four häufig mit „kleines Stückchen“ übersetzt, wörtlich heißt es jedoch „kleiner Backofen“. Der Ausdruck kommt aus der Zeit der Holz- und Kohleöfen. Die Bäcker und Konditoren nutzten die Resthitze der Öfen, nachdem die Hauptproduktion abgeschlossen war, um das Kleingebäck zu backen. Wollte ich jetzt einfach mal erwähnt haben, so ganz am Rande.
Nun hatte ich Eingangs ja darauf hingewiesen, dass das Kleingebäck nicht unbedingt mein Ding ist. Doch ich habe mir dabei mehr gedacht, als nur einen Kuchen, oder eine Torte zu schenken.
Meine Idee mit den Petits Fours war,
in jedes dieser kleinen Törtchen, in jeden Arbeitsschritt, gute Wünsche, Liebe, positive Gedanken, mit ein zu weben. Ich wollte, dass jedes dieser Törtchen wunderhübsch wäre und ein tolles Gefühl mit sich bringt. Gut, in Ordnung, auch die ein oder andere Kalorie.
Doch wirklich wichtig war mir das Glück, die Freude, wenn man so ein kleines, delikates Petit Four auf dem Teller vor sich hat.
Neben all den guten Wünschen habe ich auch versucht, viele Dinge, die Mme Herzlich gerne mag, mit dem Rezept zu erfassen. So gab es Lavendelzucker mit dem Lavendel des ersten gemeinsamen Wohnsitzes der beiden. Es gab Rosenöl für die duftende Rose, die Mme Herzlich sehr liebt. Es gab Orangenöl, als Gegenspieler. Frische Erdbeeren und Himbeeren aus unserem Garten, für unsere Freundschaft. Mandelmehl, weil Mme Herzlich Macarons sehr mag und einen Hauch von grünem Tee, da Monsieur Herzlich damit handelt.
Zutaten
8 Eier
20 g Zucker (mit Lavendel aromatisiert)
180 g Zucker
2 Tropfen Orangenöl
Salz
130 g Mehl
80 g Mandel Mehl
1 TL Matcha Tee
80 g weiße Schokolade
600 g Erdbeeren
1,5 Packung Gelatinefix
4 EL Zucker
3 Tropfen Rosenöl
200 g Sahne
200 g Frischkäse
2 EL Zitronensaft
1,5 Packung Gelatinefix
2 EL Zucker
500 ml Sahne
2 Beutel Gelatinefix
2 EL Zucker (mit Lavendel aromatisiert)
1 EL Zucker
Blüten
Beeren
Zubereitung
Schokolade in Flöckchen reiben. Dazu am besten davor in den Gefrierschrank legen, weiße Schokolade schmilzt irgendwie recht schnell,…
Mehl und Mandelmehl abwiegen und sieben, mit dem gestrichenen TL Matchateepulver vermischen.
Backofen auf 180° Umluft vorheizen. Ein Backblech mit einem rechteckigen Backrahmen versehen und Backpapier auslegen.
Eigelb und Eiweiße trennen.
Die Eiweiße mit einer Prise Salz steif schlagen, nach und nach 80 g Zucker einrieseln lassen. Eiweiß so lange schlagen, bis es glänzt (dauert ein paar Minuten).
Eigelbe mit dem Lavendelzucker und restlichen Zucker sehr schaumig schlagen.
Vorsichtig in mehreren Gängen Mehlmischung und Eiweiß unter das Eigelb heben. Orangenöl dazu tröpfeln.
Zum Schluss die Schokolade mit einem Schnebesen unterheben.
In die Backform einfüllen und ca. 20 Minuten backen (Stäbchenprobe machen!).
Auskühlen lassen, Rand entfernen und dann mit einem langen Messer mittig halbieren, so dass man einen Boden und einen Deckel hat.
Beides in 2/3 und 1/3 teilen, so dass Sie je einen 2/3 Boden und Deckel und eine Zwischenschicht aus zwei 1/3 Stücken haben. Den Backrahmen so verkleiner, dass er genau passend für den Boden ist.
Erdbeeren pürieren, mit Gelatinefix verrühren und mit Rosenöl und Zucker abschmecken. 500g davon auf den Boden gießen.
Die beiden 1/3 Stücke darauf legen.
Sahne, Frischkäse und Zitronensaft so lange schlagen, bis es cremig ist. Gelatinefix unterrühren, dann die restlichen ca. 100 g der Erdbeermasse. Wieder mit Zucker abschmecken.
Auf den Zwischenboden gießen und den Deckel leicht andrücken. ich musste stückeln, aber das sieht man ja danach nicht mehr.
Jetzt am besten über Nacht in den Kühlschrank stellen.
Sahne mit Gelatinefix schlagen, Lavendelzucker und Zucker einrieseln lassen.
Mit einem Messer den Backrahmen lösen und abheben. Die Torte dünn mit Sahne überziehen
Nun mit einem Linear gleich große Quadrate einzeichnen und diese mit einem scharfen, leicht befeuchteten Messer schneiden.
Jetzt jedes Törtchen einzeln beziehen. Ich wollte, dass man bei meinen noch ein wenig vom Teig und der Füllung sieht. dann Tuffs darauf setzen und beliebig dekorieren.
Fertig!
Lavendelzucker kann man ganz toll selbst herstellen:
Zucker mit noch nicht ganz aufgeblühten Lavendelblüten in einem Einweckglas vermischen und einige Wochen durchziehen lassen. Bitte aber unbedingt sparsam einsetzen, weil das Aroma sonst sehr seifig wird,…
In diesem Rezept verwende ich viel Gelatinefix. Das habe ich ganz neu für mich entdeckt. es funktioniert praktischer Weise ganz ohne Einweichen und erhitzen und die Sahne bleibt perfekt steif geschlagen, auch wenn es mal ein wenig wärmer ist. Was verwenden Sie dafür? Haben Sie Tips für mich?
Und jetzt,
wo ich so Revue passieren lasse, was ich mir da am Donnerstag beim Backen und am Freitag beim Dekorieren gedacht habe, muss ich tatsächlich laut lachen!
Petits Fours
sind ein hervorragendes Beispiel für Hingabe! Jawohl, wenn Sie für einen Menschen, den Sie wirklich gerne mögen, so viel Arbeit auf sich nehmen und diese kleinen Petit Four Törtchen backen. Und ich meine jetzt, gerne backen. Ja, dann machen Sie das mit Hingabe, mit ganzem Herzen!
So einfach und profan ist es!
Ihre Frau B. ist nämlich vor vielen vielen Jahren mal aus einer Meditationsgruppe, wie sag ich das jetzt, äh, raus geflogen. Naja, mir wurde halt nahe gelegt, nicht mehr zu kommen.
Sie fragen sich vielleicht, wie ich jetzt auf dieses Thema komme, aber warten Sie ab,…
Wie kam es zum Rausschmiss?
Hatte es mit Petits Fours zu tun? Nein – natürlich nicht. Lesen Sie doch einfach weiter,…
Frau B. war eine junge, noch etwas unsichere, selbstverständlich wahnsinnig attraktive Frau. Meine damalige Arbeitskollegin, mit der ich das Büro teilte, nebst unserer gemeinsamen Vorgesetzten, waren ganz fürchterlich wild darauf, Meditieren zu gehen. Naja, ich ging gerne spazieren, war immer beschäftigt, kochte fleißig, buk, malte, nähte, hopste auf und ab, nur still sitzen, das war mir nicht so ganz geläufig. Also war die Idee geboren, mich zur sogenannten Lehrerin, eines indischen Gurus, mit zu nehmen. Gerade eben habe ich per Google festgestellt, dass eben jener Guru seit 2012 tot ist, um dann wieder geboren zu werden,…
Sei es drum.
Wir trafen uns freitags Abend, zusammen mit vielen anderen Menschen, in dem Wohnhaus der Dame. Der Meditationsraum war klein und schon vom Duft vieler Räucherstäbchen erfüllt. Einige Kerzen erhellten den Raum und wir durften indische Mantras aufsagen.
Nun verhält es sich da genau gleich, wie in einer Kirche beim Rosenkranz. Waren Sie mal, am Vorabend einer katholischen Beerdigung, beim Rosenkranz beten? Die Kirche ist abgedunkelt. Viele ältere Damen aus dem Ort (war ein kleiner, noch recht traditioneller Ort, aus dem ich komme) sitzen bei Kerzenschein und murmeln, immer gleich betont den Rosenkranz. Wenn man sich da hinein fallen lässt und mit spricht, ist der Effekt ein ähnlicher, wie bei den Mantras, die wir dort , bei der Lehrerin, aufsagten. Nur verstand ich den indischen Text nicht.
Nun gut, man sagt also, in einem Raum, ohne viel Sauerstoff, dafür mit Räucherstäbchen und Kerzen, gefühlt 3 Stunden diese Mantras auf, schließt die Augen dabei,… schwups, „schwebt“ man, fühlt intensiver, ist energetisch sozusagen aufgeladen.
An einem dieser Freitage kam die Diskussion auf, dass man, um die
Erleuchtung
zu erlangen, Hingabe erlernen muss. Tja, und das war dann auch der besagte Freitag, an dem ich leise gebeten wurde, mir doch eine andere Aktivität zu suchen. Die Anwesenden Damen und Herren rätselten, ob des Sinn ihres Lebens, ob der schwierigen Aufgabe, heraus zu finden, was Hingabe ist und wie man sie erlernen könne. Die Lehrerin empfahl ihre weiterführenden Wochenendworkshops. Da könne man doch dann auch tatsächlich danach Wasser in Öl verwandel, so als Nebenprodukt. Mist, eigentlich ärgerlich, dass ich das nicht gemacht habe. Ich brauche wieder Öl zum Braten,… sonst könnte ich jetzt einfach die Flasche aus der Leitung nachfüllen,… tststs,…
Als die Reihe dann an mir war,
zu sagen, wie ich denn Hingabe erfahren könnte, da sagte ich
„Das ist jetzt nicht euer Ernst!
Wann habt ihr das letzte Mal befriedigenden, zügellosen, Gehirn ausschaltenden, Sex gehabt? Wann habt ihr das letzte Mal euren Kindern ein Gute-Nacht Geschichten Buch, mit verstellen Stimmen, vorgelesen? Bis die Augen zufielen? Wann habt ihr das letzte Mal ein Bild voller Konzentration gemalt? Wann habe ihr das letzte Mal für eure Lieben gekocht, oder gebacken? Habt euch überlegt, was es geben soll und wie ihr die olle Zuchcini hübsch schneiden wollt? Wann habt ihr das letzte Mal im Garten akribisch jedes Unkraut gezupft? Seid spazieren Gegangen? Habt die Welt um Euch herum wahr genommen? Als das ist doch Hingabe, Leidenschaft, Liebe!“
Und bei den Petits Fours
für meine liebe Freundin und deren Ehemann habe ich alle Zutaten mit Bedacht ausgesucht, die Törtchen liebevoll und bewusst dekoriert.
Jeder Mensch der erkennt, dass in jeder unserer Handlungen und jedem Gedanken, ein kleines bisschen Hingabe ist, ist einen großen Schritt weiter. Authentizität spiegelt sich für die Welt da draußen, so lange wir Hingabe mit Ehrlichkeit verbinden.
Wie sehen Sie das?
Haben Sie Erfahrungen mit Meditationen? Mit der Suche nach dem Weg zur Hingabe, zur Erkenntnis?
Ich möchte nicht behaupten, dass Meditationen schlecht oder unnötig sind. Mir war das, in dieser Gruppe, damals zu sehr auf einen anderen Menschen (auch wenn es angeblich die Reinkarnation eines Gottes oder so, war) gemünzt. Wenn man schon dazu angehalten wird, für die Lehrerin Fenster zu putzen, natürlich freiwillig und mit großer Freude, geht mir das persönlich einfach zu weit.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir nicht immer so hohe Ziele, so große Gedanken verfolgen müssen. Manchmal reicht es, Petits Fours zu backen, in sich zu gehen und auf den Bauch zu hören!
Liebe Mme und lieber Monsieur Herzlich! Ich wünsche Euch in Eurem gemeinsamen Leben ganz viel Hingabe, Freude, Liebe und Glück! Redet miteinander, teilt Eure Freude und Eure Sorgen. Wenn es mal eine Sackgasse gibt, macht Räuberleiter. Seid füreinander da, stützt Euch und seid des Anderen Spiegel. Lacht miteinander, nehmt Euch in den Arm und weint zusammen. Der Eine ist nur so stark, wie der Andere ihn macht!
In diesem Sinne,
Ihre Frau B. und die Leidenschaft
[…] Von Petits Fours und der Hingabe – Herzlichen Glückwunsch M&Mme Herzlich […]
[…] Von Petits Fours und der Hingabe – Herzlichen Glückwunsch M&Mme Herzlich […]
[…] Von Petits Fours und der Hingabe – Herzlichen Glückwunsch M&Mme Herzlich […]
[…] Von Petits Fours und der Hingabe – Herzlichen Glückwunsch M&Mme Herzlich […]
[…] für das wir leidenschaftlich eintreten können und wollen. Hingabe ist da auch ein Stichwort, Sie erinnern sich sicherlich an die Petit Fours, die ich mal gebacken habe,… Hingabe ist ein wichtiger Pfeiler unseres Lebens, da bin ich mir mittlerweile sehr […]