Kaiserschmarrn

Einen wundervollen guten Tag an alle da draußen!

Was schreibt sie denn da für Unsinn in ihrer Überschrift zusammen? Ha! Welche Überschrift könnte würdig sein, welche Worte dürfen beschreiben, welche Buchstaben müssten verwendet werden, um den weltbesten Kaiserschmarrn anzukündigen? Den den nur Herr B. bisher konnte? Das Rezept, das Herr B. gehütet hat, wie ein Drache seinen Schatz? Den Kaiserschmarrn mit der göttlichsten Konsistenz? Mit dem dekadentesten Karamelknacken? Der Kaiserschmarrn, der Frauenherzen höher schlagen lässt?

Wie eine Operndiva kommandierte Herr B. ihre liebe Frau B. durch die Küche. Eigentlich hätte ich ja gerne den Ton beim Video mitlaufen lassen, denn jetzt kommt die Queen zum Einsatz,… Herr B. und ich hören im Moment wirklich gerne Queen, best of. Er stand also, mit seiner hellblauen Schürze bewaffnet in der Küche und sang voller Inbrunst die „Bohemian Rapsody“. Ich durfte fotografieren, sein Geheimnis für sie festhalten. – Und danach die Küche putzen,…

Wenn Männer kochen,…

Endlich sind die Filme fertig. Ja, sie lesen richtig. Ein Film für das Apfel-Pflaumenkompott, einer für den Kaiser himself! Die Fotos sind bearbeitet und ich darf sie entführen auf eine süße Reise in die Vergangenheit, unabänderlich verknüpft mit dem Jetzt und verwoben mit der Zukunft. Schnallen sie sich an, halten sie sich fest. Nehmen sie ihre Kaffeetasse und lesen sie weiter,….

Die Mär vom Kaiserschmarrn

Vor vielen vielen Jahren, Frau B. war noch eine junge Frau von 18 Jahren trug sich folgende Geschichte zu:

Zu Schulzeiten gab es bei uns im Gymnasium mehrere Gruppierungen. Es gab die Popper, die fand ich sehr uninteressant. Die Normalos, gut, muss ich auch gähnen. Und dann gab es die Rocker/ Punker (beide waren quasi „böse“ und so wenige, dass sie sich meistens zusammen schlossen), die mein Herz zum Schmelzen brachten. Wie damals so üblich konnten die Gruppen super an ihrer Kleidung, Fortbewegungsmittel und Musikpräferenz unterschieden werden.

Popper = Markenbekleidung gerne von Chiemsee, LEVI’s (aber nur die 501!), Esprit, Chevignon und Bentton. Die Schuhe mussten unbedingt Chuck Originals sein. Man fuhr Roller, oder wurde vom Herrn Papa chauffiert. Die Haare waren geföhnt, bei den Mädels gerne mit Dauerwelle und vorne die Ponys gerne wie eine Scheibe hochgeklebt. Musik war alles was in den Charts so gespielt wurde.

Normalos = Die die sich einfach nicht für irgendwas entscheiden konnten/ wollten. Oft auch mangels an Ideen, wie man sich anziehen, was man so hören könnte. Sie erkennen schon an meiner sehr knappen Beschreibung, dass es da nix zu Beschreiben gab,…

Rocker/ Punker = Stretch Jeans, gerne auch auffällig gestreift, oder zerrissen. Wahlweise unförmige Batikhosen. Dazu gerne mit der Schere beschnippelte Band T-Shirts, selbstgehäkelte Pullis mit Ringeln oder Flecken. Totenkopfsymbole, Viele Ohrringe, oder gar ein Nasenring! Man hatte lange Haare, oder vorne kurz und hinten lang. Gerne auch mit Dauerwelle,… In meiner Klasse war ein sehr knuffiger Punk. Er hatte tatsächlich einen voll aufgestellten Iro (ja, die Seiten waren auch weg rasiert). Damals war das noch eine Kunst, die Haargels hielten nicht, was sie versprachen und so gab es allerlei Experimente mit Zuckerwasser. Nach einer Bienenattacke hatte sich das allerdings auch erledigt,… Metallica, Slayer, Ärzte,…. Die Bad Guys fuhren geländegängige 80ccm Motorräder, die normalerweise so auffrisiert waren, dass sie wesentlich schneller fuhren.

Warum erzähle ich das alles?

Nun, wie sie sich mittlerweile vielleicht zusammen gereimt haben, war Herr B. ein Bad Guy. Und er war einer von den wirklich lieben Bad Guys. Wenn er durch die Aula ging, seufzten Herscharen von Mädchen kollektiv auf. Doch alle Versuche waren vergeblich, denn er war über Jahre in festen Händen und noch dazu treu.

Jahre später begegneten wir uns wieder. Ich 18, er 21 Jahre jung. Wir hatten beide so einiges erlebt und waren Singles. Und so kam eines zum anderen und wir verliebten uns Hals über Kopf ineinander. Herr B. arbeitete als Schilder- und Leuchtreklamenhersteller, ich machte eine Ausbildung in einem großen Industriebetrieb.

Hach, wir waren jung, es war Frühling und ich hasse Seidenstrumpfhosen. Das ist mir jetzt da so rausgerutscht. Denn neben all den wirklich tollen Erinnerungen an diesen einen, speziellen Tag, hat sich das auch in meinen Kopf gebrannt. Komisch, wie sowas so fest sitzen kann,…

Also, Herr B. konnte an diesem Tag ein wenig früher aufhören zu arbeiten. Wie am Vortag verabredet (ja! Und ganz ohne Handy!) machte ich mich nach der Arbeit auf den Weg in seine kleine 37qm Wohnung. Es war ein warmer Tag und ich hatte diese verflixte Strumpfhose nur an, weil es im Büro so klimatisiert war, das man sich da sonst noch was holen hätte können,…

Die Wohnung von Herrn B. lag direkt unter dem Dach eines nicht isolierten Hauses. Und es hatte, wenn die Sonne schien, da gerne mal 40°. da es aber noch nicht Sommer war, sprechen wir jetzt einfach von so 30°,…

Ich fuhr also zur dieser Wohnung. In einer unbequemen

Seidenstrumpfhose

und passenden Schuhen. Da wir frisch verliebt waren, schlug mein Herz bis zum Hals, Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch. Ich war voller Vorfreude und schon vor der Wohnungstür roch es himmlisch.

Nach dem Klopfen öffnete ich die Türe und da stand er.

Da stand Herr B.

Er trug eine hellblaue Unterhose zu seiner hellblauen Küchenschürze. Braun gebrannt, muskulös, dunkle Haare, blaue Augen,… In der Hand hatte er einen Pfannenwender und auf dem Herd brutzelte sein Kaiserschmarrn.

Ich sage ihnen! Es war nicht leicht, mich von dem Anblick des Herren wegzureißen und erst brav meinen

Kaiserschmarrn

aufzuessen. Doch leidensfähig und aufopferungsvoll wie ich nun mal bin, habe ich es über mich gebracht, erst die leckerste und liebevollste Süßspeise der Welt, bis auf den letzten Krümel zu vernaschen. Um dann – äh –

die Strumpfhose endlich auszuziehen,….

Jetzt kennen sie also die ganze schockierende Wahrheit.

Er hat mich mit Essen rum gekriegt!

Jawohl! Ich gebe es zu und gebe nun diese Möglichkeit in ihre Hände. Bereiten sie ihrer oder ihrem Liebsten so einen Kaiserschmarrn zu und sie werden sehen, welche Wirkung er hat. Jedes kleine Stückchen wird in ihrem Mund knacken, schmelzen und sich dann sinnlich auf ihrer Hüfte nieder lassen. Ich verspreche es!

Nun kann man sich vortrefflich über das Rezept für den

Kaiserschmarrn

streiten. Jeder ist von seinem eigenen begeistert und überzeugt, doch der von Herrn B. ist tatsächlich der Beste 🙂

Auf der Ambiente 2016 hat Dominik Wetzel einen sensationellen Schmarrn gekocht. Flambieren war sehr cool und er ging wirklich flott. Im Endeffekt könnte man auch die Eier, so wie Dominik, mit den restlichen Zutaten in einer Schüssel mit dem Schneebesen vermengen. Ab und zu mache ich das auch schon mal. Mittags, nach der Schule, wenns schnell gehen muss (Herr B. bitte bitte nicht schimpfen!!)

Aber ich verspreche, die Mehrarbeit, die sie jetzt erklärt bekommen, wird sich lohnen!

Manchmal heben wir auch Rosinen unter, die über Nacht in Rum und Likör 43 eingelegt waren. Oder es kommen noch Mandelstifte in die Pfanne mit dazu. Doch die Kinder und ich lieben den Schmarrn einfach so, pur, mit Apfelmus,…