Mit Fleischpflanzal zua Völkafaschtändigung – Vorsicht Rezept in Mundart

Sprechen Sie verständlich? Also, können andere Sie verstehen, wenn Sie reden? Oder sind Sie gar nicht von hier? Und wenn ja, wo ist denn Ihr hier? Sind Sie ein „Zuagroasta“, wie man in Oberbayern so sagt? Oder wollen Sie gar nichts davon hören, sondern lieber gleich zum Rezept? Dann ginge es hier zu den Fleischpflanzerln,…

Sprechen Sie Dialekt?

In den Medien jagt eine negative Schlagzeile die nächste. Viele Menschen haben Angst, fühlen sich unwohl, sind unglücklich und dabei ist die Lösung doch so einfach,… Schuld haben die anderen, die aus einem anderen „hier“ kommen. Das scheint klar zu sein. Schließlich versteht man die ja auch nicht, die Anderen. Sie sprechen anders, kleiden sich anders, essen und leben anders.

Und jetzt wird es spannend. Was genau ist anders? Und hat nicht jeder von uns, hoffentlich, sein eigenes Leben? Seine Meinung, seine Rituale? Es soll Menschen geben, die essen zur Weißwurst Ketchup. Dass das ein Frevel ist, müssen wir hier nicht diskutieren. Der Erfinder der Weißwürste wird diese Idee genauso wenig witzig finden, wie die hier (also, in unserem jetzigen hier) verbreiteten Krautwerscht. Das sind Weißwürste mit Kraut gefüllt, zu denen man scharfen Senf isst. Wäre hier Ketchup genauso schlimm, wie das Kraut? Sie sehen, sehr schwierig die ganze Sache.

Nochmal zur Sprache.

Klartext, sozusagen. Natürlich ist es schwieriger, sich mit Menschen zu verständigen, deren Sprache man nicht spricht. Und klar, es gibt Sprachen, die klingen für uns angenehm und manche eher unangenehm. Wobei „uns“ sehr allgemein ist, muss das doch jeder für sich selbst beantworten. Wenn nun also Menschen aus ihrem hier in unser hier kommen und eine andere Sprache sprechen, was macht das mit uns?

Warum können wir all die Dialekte in Deutschland belächeln, gerne haben, nicht mögen, sprechen und nicht verstehen dürfen? Und wo ist der Unterschied zwischen einem Dialekt und einer gänzlich fremden Sprache? Der ist in meinen Augen nämlich gar nicht so groß. Oder haben Sie schon mal versucht, sich im tiefen Bayerischen Wald mit einem Einheimischen zu unterhalten? Jemanden so richtig Plattdeutsch, Hessisch, Sächsisch reden hören? Also, ich verstehe da teilweise genauso wenig, wie wenn ich mit einem Menschen zu sprechen versuche, der eine gänzlich andere Sprache spricht.

Wäre es nicht einfacher, wenn wir aufhören würden, uns gegen alles Neue zu wehren? Wenn wir uns endlich wieder auf eine gemeinsame menschliche Sprache besinnen würden? Ein Lächeln ist international, multilingual! Eine einladende Geste, gemeinsam den Tisch zu teilen, zu kochen, sich überhaupt mal dafür zu interessieren, ob vielleicht so eine Krautworscht auch lecker sein kann,…

Fleischpflanzerl Frikadelle Bayerisch Mundart FrauBpunkt Rezept (10 von 20)

Ich glaube ja, dass es für jeden von uns gut ist,

mal sein komfortables „hier“ zu verlassen. Man sollte ein paar Jahre wo anders hin gehen. Wir haben vor fast 11 Jahren diesen Schritt getan. Wir sind von unserem behüteten, bekannten Lebensraum 400 km umgezogen. Das ist nicht weit. Und doch vollkommen anders. Es gibt einen anderen Dialekt, eine andere Esskultur, sogar eine andere Lebensweise. Wir haben uns hier eingebracht, integriert und vieles reflektiert. Kochkäs ist ganz in Ordnung, während ich leider immer noch nix mit Krautwerscht anfangen kann. Fleischpflanzerl, so haben wir den Menschen hier gezeigt, sind keine vegetarischen Buletten!

Das Gesicht war übrigens super, als die Fleischpflanzerl auf dem Tisch standen. Ganz so, wie sie meine Mama immer gemacht hat, als ich klein war. Ich habe immer meinen Kartoffelbrei flach auf den Teller gequetscht, das Fleischpflanzerl klein geschnittpelt und alles vermantscht. Dazu habe ich es geliebt eine Semmel zu essen. Mittlerweile mache ich das nicht mehr. Öhm, also meistens,…

Zu den Fleischpflanzerl gibt es immer Kartoffelbrei, Püree, wie wir dazu sagen und gerne auch den Gurkensalat. Sie wissen schon, den von den Wiener Schnitzeln. Das Rezept ist, wie auch schon beim Schweinsbron in meinem ursprünglichen Dialekt geschrieben. Ähnlich wie bei den Wiener Schnitzeln kann es nicht genug Fleischpflanzal geben. Die sind nämlich auch kalt ein echter Genuss!

Ich freue mich daran,

welche große Vielfalt wir in unserer Sprache haben und präsentiere Ihnen hier noch zwei weitere Mitstreiter, Blogger Freunde:

Jankes Soulfood punktet mit Schepperle

Mit Liebe selbstgemacht lockt uns mit Dampfnudln

Fleischpflanzerl Frikadelle Bayerisch Mundart FrauBpunkt Rezept (20 von 20)

Fleischpflanzal

Des brauchst:

A Kilo Faschierts, da ko‘st a Gmischts nemma, oda a guad is oans von am Koib
An hoibade groussn Zwiefe, oda an ganzn gloana
An Essleffe Budta
A oide Semme
Vielleicht no a bor Semmebresl
A Orr
Oan bis zwoa Teeleffe Soiz
A bissl an gmoina schwarzn Pfeffa
An Essleffe Pedersei
An Budtaschmoiz oda a Pflanznöl

Fleischpflanzerl Frikadelle Bayerisch Mundart FrauBpunkt Rezept (11 von 20)

Wiast‘as macha muast

Oiso, east ammoi muast ois herrichtn. Des macht ma beim Kocha eh, dass ma east ois imma herricht. Sonst suachst di nachad, wenn‘s bressiert bled.

Grumbira füas Püree host eh scho im Tegl, des ko nembei kechen.

Du duast des Faschierde in a Schüssl. De oide Semme duast in a extrige Schüssl mit am warma Wassa, de deaf eiwoacha.

Den hoibadn Zwiefe muast gscheid gloa wiafen. In am gloana Tegl duast an Budta hoas macha, na de Zwiefewiafen eina. So oa bis zwoa Minutn oschwitzn, oiso a bissal glosig macha. Jetzt duast de Zwiefen zum Fleisch dazua.

Dann nimmt de oide Semme und druckst as sauba aus. Jetzt muast as gloa bresln und a zum Fleisch doa. Na kimmt as Orr dazua, as Soiz, da Pfeffa und de gloa g‘hackte Pedersei.

Du muast des Fleisch guad mit de Händ rum batzn, oiso gscheid mit dem andan Zeig mischn. Wenn‘s no z‘matschig is, na duast no a bissal Semmebresl dazua. Es soi nimma ganz narrisch bicka.

So, jetzt wascht da deine Bratzn, wei sonst bickan de Pflanzal sauba dro. Und jetzt nimmst imma a bissal vom Baatz und foamst so Pflanzal. Manchmoi mach i ganz vui Gloane, manchmoi eha de gressane Weasion.

In a groussn Pfanna machst as Fett hoas und bratst de Pflanzal, bis‘s außn sche knusprig sand. Mach ned z‘hoas, wei sonst weans da Außn z‘dunkl und Innad sans no ned guad.

Jetztad kost an Püree featig macha, da sigst in dem Link wia des geht. Und de Guakn füan Salod herrichtn, ned vagessn.

An Guadn!

2019 gehen wir weg,

in ein neues, altes „hier“. Und wissen Sie was? Wir bringen viele Erfahrungen, Toleranz, Neugierde, Verständnis, Ideen und Weisheit mit. Wir sind nicht mehr die selben Menschen. Wir haben uns weiter entwickelt, über den Tellerrand geschaut.

Wenn ich einer Gruppe Menschen begegne, egal, woher sie kommen, lächle ich sie an. Meistens ernte ich damit einen ungläubigen Gesichtsausdruck und danach breit strahlend lächelnde Gesichter zurück.

Wir wollen doch alle nur wert geschätzt und wahrgenommen werden. Wir wollen leben und glücklich sein. Wo ist der Unterschied von Sprache und Dialekt? Wer maßt sich an, zu urteilen, was richtig und was falsch, gut oder böse, ist? Wenn wir uns alle Mühe geben, uns helfen, integrieren, dann können wir alle doch nur gewinnen.

Vielfalt, Diversität bestaunen wir in der Natur, im Tierreich. Unsere Konsumgüter müssen möglichst verschieden und individuell sein. Aber bei uns, bei den Menschen, da hört es dann auf, oder wie darf ich das verstehen?

Falls Sie Verständnisprobleme mit dem Rezept für Fleischpflanzerl haben sollten, dann ist das kein Thema. Dann müssen Sie nicht herum schreien, demonstrieren, diskriminieren. Fragen Sie doch einfach nach, schreiben Sie mir, reden Sie mit mir. Ich hole Sie gerne ab, erkläre Ihnen, wie es geht. Dann lächeln wir uns an und sind einen großen Schritt gewachsen!

Wei wenn ma olle mitanand amoi unsa Hian eischoitn, a bissal mea auf unsre Heazn hean dadn, na hät’ma olle gwunna!

Pföa God und vom Heazn,
Eire

FrauBpunkt