Blumenkohl Inferno mit Federvieh und Knusper zum Fest
Wer bitte mag Blumenkohl nicht? Bitte alle mal Hände hoch! Seien Sie mutig, stehen Sie doch einfach mal dazu,… Hand aufs Herz, es ist ja durchaus nachvollziehbar. Ich kenne nicht viele Gemüsesorten, die so böse Erinnerungen versinnbildlichen, wie diese zart weiße, wolkig hübsche Kohlsorte.
Wie wäre es mit Blumenkohl Suppe mit schwarzem Pfeffer. Lecker sagen Sie? Dann bitte ich Sie, mit mir und Herrn B., zu einer Zeitreise. Schauen wir mal gemeinsam in die Kindheit meines Herrn B. .
Stellen Sie sich vor,
Sie sind Kind und bei der Urgroßtante zu Besuch. Sie und zwei von Ihren fünf älteren Geschwister dürfen Sommerfrische im Schwarzwald machen. Die Hose die Sie tragen wurde schon mindestens zwei Mal mit einem Häkelsaum verlängert, die Knie mit Flicken verstärkt. Der gestrickte Pulli kratzt ganz leicht und hat mittlerweile einen schon recht engen Ausschnitt am Hals. Man trägt praktische, selbst geschnittene Schüsselfrisuren. Die muss ich jetzt nicht ernsthaft erklären, oder?
Und Ihre Mutter liebt Roy Black. Und die Flippers. Und Heintje,…
Die Urgroßtante ist eine alte, entsprechend sehschwache Dame, deren Hobby es ist, kleine Kinder in die Wangen zu kneifen. Und zu schimpfen. Denn entweder sind Sie zu lange drinnen, oder die Hose ist zu schmutzig (von draußen). Sie sind zu laut, oder man versteht Sie überhaupt nicht. Der Geruch der Dame ist die Essenz von Mottenpulver – sehr zart, Kukident und gebratenen Zwiebeln,… Streng schaut sie meistens drein, ein wenig verkniffen und beim Sprechen spritzen so ganz kleine Tröpfchen aus dem Mund.
Wie gemein, sagen Sie jetzt? Nun, wir wollten uns doch vorstellen, ein Kind zu sein. So 6 Jahre alt vielleicht,…
Der ganze Blumenkohl wurde, von ihr direkt, heute würden wir Bio dazu sagen, aus dem Garten gepflückt. Dann in einen Kochtopf verfrachtet, und so lange gekocht, bis er auseinander fällt. Recht schnell nach dem Beginn der Kochphase schwimmen dann kleine schwarze Punkte oben auf. Pfefferkörner. Nein, oder nicht?
Wenn der Kohl dann zerfallen ist, nimmt die Urgroßtante den Kartoffelstampfer und zerquetscht den Kohl. Sie verfeinert das Gericht noch mit ein wenig Salz, Maggie und noch mehr Wasser. In einem anderen Topf ist die Mehlschwitze und wartet darauf, die Suppe einzudicken.
Sie sitzen also
auf einer leicht knarzenden Eckbank, zusammen mit Ihren Geschwistern. Es riecht nach Blumenkohl. Sie sind fürchterlich hungrig, denn sie waren den ganzen Tag draußen unterwegs und haben, seit dem Marmeladenbrot zum Frühstück, nichts mehr gegessen.
Vor Ihnen steht also dieser große Topf mit der dampfenden Suppe. Blumenkohl Suppe. Leicht schleimfarbig, so ein klein wenig eitrig und einem Hauch Grau. Und oben auf schwimmen Pfefferkörner. Doch irgendwie erinnern Sie sich nicht daran, dass die Urgroßtante die Suppe gepfeffert hätte.
Es wird jedem Kind ein schlonzender Suppenlöffel auf den Teller gekippt. Sie rühren um. Leicht muffiger Geruch frisst sich in Ihre Nase. Die Urgroßtante setzt sich, ein Tischgebet wird gesprochen, dann dürfen Sie essen.
Sie ziehen Ihren Löffel durch die Flüssigkeit auf Ihrem Teller, heben ihn zum Mund und sehen, dass der schwarze Pfeffer Füße hat. Kleine schwarze Füße. Unter einem kleinen schwarzen Panzer. Ganz ernsthaft jetzt.
Haben Sie schon mal Blumenkohl frisch vom Feld zubereitet?
Wenn Sie, so wie ich, ein weißes Keramikwaschbecken haben und den Kohl sauber waschen, sehen Sie, dass der Kohl an sich nicht nur beim Menschen beliebt ist. Er ist Heimstadt, Penthouse von kleinen und kleinsten Lebewesen. Wie auch bei der Krausen Glucke, oder allgemein manchen Waldpilzen,… Kleine Insekten genießen den Luxus verschiedener Wohneinheiten unter einem super geschützten und je nach Tierchen, auch wohlschmeckendem, Rundumschutz.
Tierchen machen aber auch Käckerchen.
Aber keine Angst, das löst sich ja zumindest beim Kochen im Blumenkohl Süppchen auf.
Deswegen wäscht Ihre FrauBpunkt Gemüse auch gründlich und gerne auch mit Brause oder Bürste, bevor ich es koche.
Doch diese Wahl hatte mein geliebter Herr B. leider nicht. Als Kind, bei der gestrengen Tante. Hungrig, mit Augen verdrehenden Geschwistern. Tja, da hatte er halt keine andere Möglichkeit. Was nicht aufgegessen wurde, gab es, erfahrungsgemäß, zur nächsten Mahlzeit wieder.
Meine Erfahrungen
mit dem hübschen Blumenkohl sind da ganz harmlos. Eigentlich kannte ich das Gemüse nur nach Wienerl schmeckend. Gekocht, püriert, mit Mehlschwitze und darin badenden Würstchen. Nicht prickelnd, aber als Kind durchaus essbar.
Wenn man also solche Erinnerungen an Gemüse hat, dann ist es wahnsinnig schwer, aus diesem Teufelskreis, möchte ich fast sagen, wieder heraus zu kommen. Zwischendrin hatte ich mal den Fehler begangen und mit dem großen Appetit auf Grillhähnchen, auf einem Jahrmarkt, frittierten Blumenkohl bestellt zu haben. Mit Remoulade. Nun, die Dinger waren weder frisch, noch abgetropft. Nicht heiß und leicht ranzig,…
Doch ich predige ja nicht umsonst meinen Kindern, dass man immer wieder und wieder Dinge probieren soll. Man sollte niemals komplett einem Lebensmittel entsagen. Einfach ein wenig Gras drüber wachsen lassen und dann wieder versuchen.
Und da dachte ich mir,
dass ich vielleicht einfach mal eine Kombination von Grillhähnchen, Blumenkohl und irgendwie Knusprigem versuchen sollte. Schließlich ist Blumenkohl auch fürchterlich gesund und hat, im Gegensatz zu, zum Beispiel Auberginen, wenigstens Eigengeschmack. Ha! Erwischt! Sie lieben Auberginen? Hm? Wirklich? Nach was schmecken die denn? Hackfleisch? Knoblauch? Sesampaste? Miso? Oder haben Sie eine Version für Auberginen, die tatsächlich deren Geschmack heraus kitzeln kann? Dann her damit! Schreiben Sie mir bitte einen Kommentar!
Aber ich war ja beim Blumenkohl,… Blumenkohl, auch Karfiol oder Italienischer Kohl genannt, ist eine Zuchtsorte des Gemüsekohls. Er hat fleischige, in einem Kopf zusammenstehende Blütensprossen, die als Blütengemüse gegessen werden.
Durch den hohen Vitamin C-Gehalt stärkt der Blumenkohl das Immunsystem. Wasserausschwemmung im Körper werden durch den Kaliumanteil begünstigt. Im Blumenkohl ist auch ein hoher Anteil an Pantothensäure, durch die er auch zur Linderung bei Schmerzen im Gelenk beitragen kann.
Die Folsäure, die in diesem gesunden Gemüse enthalten ist, unterstützt die Bildung von roten, weißen Blutkörperchen und den Aufbau von neuen Zellen. Und ja, klar, Blumenkohl enthält auch reichlich Ballaststoffe und weitere Mineralstoffe.
Wussten Sie, dass er, ohne Salz und Sößchen zubereitet super für Diäten geeignet ist? Es gibt ja jetzt sogar Low Carb Rezepte, in denen Blumenkohl wie Reis verwendet wird. Das hab ich noch nicht ausprobiert, Sie etwa? Dann bitte berichten, dann könnten wir doch glatt mal einen Versuch starten, meinen Sie nicht?
Aber ich war ja beseelt von dem Gedanken, an frischem, fettigem und knusprigem Hähnchen. So aus dem Bierzelt auf dem Volksfest. Wissen Sie, was ich meine?
Und gepimpt, also bei so einem Maishähnchen, wer kann da schon nein sagen? Mit gebackenen Dillingen, roten Zwiebeln und Knoblauch,….
Zubereitung
Das Hühnchen ca. 1 Stunde vor dem Grill einheizen aus dem Kühlschrank nehmen.
In einem Mörser die Marinade herstellen. Dafür Knoblauch, Oregano, Rosmarin, Zitronenzesten, Salz und Pfeffer mit dem Stößel zerreiben. Dann das Olivenöl dazu geben und vermengen.
Das gewaschene und trockene Hähnchen innen und außen damit einreiben und 45 Minuten beiseite stellen.
Grill auf Maximaltemperatur bringen.
Einen Grillhühnchenhalter vorbereiten. In den in der Mitte befindlichen Behälter das Butterschmalz geben und mit Wasser auffüllen. Hähnchen äh, rektal sozusagen, darauf setzen.
Den Grill auf indirekte Hitze und ca. 225° justieren, das Hähnchen samt dem Bräter in die Mitte des Rostes stellen. Deckel schließen und nach ca. 10 Minuten die Temperatur kontrollieren und in die Auffangschale des Bräters ein wenig Wasser geben.
Die Temperatur sollte sich auf ca. 200° einpendeln. Das Hühnchen insgesamt ca. 50 Minuten grillen, kurz bei offenem Grilldeckel ohne Temperatur ruhen lassen (5 Minuten). Dann zerteilen und anrichten.
Zubereitung
Kartoffeln wenn nötig waschen dann längs halbieren und in einen Bräter legen.
Die Zwiebel schälen, in Achtel schneiden und zu den Kartoffeln geben.
Knoblauch schälen und vierteln und zusammen mit allen restlichen Zutaten in den Bräter geben.
Umrühren und alle Kartoffeln mit der Schnittseite nach oben drehen.
Den Bräter bei ca. 225° Ober- und Unterhitze für 50 Minuten backen. Gelegentlich umrühren und am Schluss evtl. die Grillfunktion dazu schalten.
Zubereitung
Blumenkohl vom Grün befreien und gründlich abbrausen.
In einen Dämpfeinsatz und dafür geeigneten Topf geben. Wasser, Salz und 1/4 TL Räuchersalz in den Topf geben.
Den Blumenkohl 20-25 Minuten dämpfen. So hat er noch viel Biss, aber wir mögen ihn genau so. Wenn Sie mit einem Schnellkochtopf arbeiten, bitte die Garzeit entsprechend um 10 Minuten kürzen.
In der Zwischenzeit Zwiebeln fein würfeln, Knoblauch in dünne Scheiben schneiden.
4 EL Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen.
Zwiebeln dazu geben und knusprig braten. Knoblauch dazu geben, kurz anschwitzen.
Brösel und Sesam mit den Gewürzen in die Pfanne geben und alles so lange braten, bis die Brösel leicht Farbe angenommen haben.
Den Blumenkohl vorsichtig auf einen großen Teller heben (am besten mit einer Schaumkelle) und die Brösel darüber geben.
Wenn Sie keinen Grill haben, oder sich Arbeit sparen wollen, können Sie das Hähnchen auch einfach auf die Kartoffeln legen und im Backofen garen. Dann allerdings Umluft 200° und während das Hühnchen ruht, die Kartoffeln mit dem Backofengrill aufknuspern.
Uns hat bei diesem Gericht keine Soße gefehlt. Aber ich kann mir gerade im Moment auch eine Käsesoße super dazu vorstellen,…
Nun hatten wir dieses herrliche Gericht am 3. Advent. Zusammen mit unserem brasilianischen Herzsohn. Ich hatte schon mehrfach von ihm erzählt. Es gibt da die Geschichte vom Monkey Bread oder von den Zimtschnecken,…
Er und mein Mann vertreten ja eigentlich die These, dass der beste Blumenkohl, den es gibt, der ist, den man vor dem Servieren mit einem Stück Fleisch ersetzt. Oder zumindest unter einem Schnitzel versteckt. Ich hatte also eine recht strenge Jury.
Doch die Kombination, die Konsistenz und der Geschmack beim Blumenkohl, das waren wir fünf uns alle einig, war grandios!
Wie ist es bei Ihnen so? Gibt es ein Gericht, ein Gemüse, oder eine andere Zutat, an die Sie solche Erinnerungen haben? Gruselgemüse? Braun verkochter Rosenkohl aus der Schulspeisung? Spargel, bis zu Unkenntlichkeit zerkocht? Eine Suppe mit geronnener Sahne dabei? Vielleicht so ein Kuchen, der trotz dem bemühten und herzhaften Kauen im Mund nicht weniger wird? Den es aber jedes Jahr, bei jedem Geburtstag von Tante Gertrude gibt? Oh, oder wie wäre es mit Schnorchelbraten? Ein Stück vom Rind, das trotz der Bemühungen aus der Küche voll von großen Adern und Fettgeglibber durchzogen ist. Sich ganz frech dem Besteck widersetzt?
Haben Sie da jetzt was im Kopf, müssen Sie lächeln, schüttelt es Sie? Dann lassen Sie mich und meine Leserinnen und Leser daran Teil haben. Schreiben Sie mir bitte einen Kommentar.
Jetzt,
hier am Ende möchte ich Ihnen zwei Dinge mit auf den Weg geben – und vielleicht noch einen Blumenkohl,…
Erstens sollte man immer wieder Lebensmittel ausprobieren, offen sein, kosten und danach abwägen. Denn unser Geschmack ändert sich, wie unser Leben, unsere Frisur, die Hosengröße. Man muss immer mal wieder fein justieren. Also wir, bei den B.‘s handhaben das so. Und gerade mit so knuspriger Kruste ist Blumenkohl unschlagbar und durchaus Festschmaus tauglich.
Und zweitens sollten wir erkennen, dass es uns nicht schadet, ab und zu etwas zu essen, was uns nicht schmeckt. Eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, die nicht dem gewünschten Standard entspricht. Die Kinder können Dinge, die sie bei mir vielleicht gar nicht so gerne mögen, mit ganz anderen Augen sehen. Nach dem Essen in der Schulkantine, mit so in der Form abgestochenen Spagettibatzen und klumpiger Tomatensoße,…
Denn dann wissen die Kinder und auch Sie wieder zu schätzen, wie lecker, gesund und abwechslungsreich der eigene Tisch, daheim, bestückt ist. Wie gut man es doch hat, Versuche zu starten, abzuwägen und sich für oder gegen Lebensmittel zu entscheiden.
In diesem Sinne,
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