Eine kleine Auszeit gefällig?
Stellen Sie sich mal vor, es ist kurz vor Weihnachten und Sie hätten im Moment keinen Stress, würden eine kleine Auszeit bekommen! Ernsthaft, nicht lachen. Alle Geschenke wären besorgt, alle Plätzchen gebacken, Weihnachtsfeiern absolviert, Schulweihnachtskonzerte abgesessen. Und wer schon einmal ein Blockflöteninferno, oder inbrünstigen Solistengesang eines Fremdkindes ertragen hat, weiß wovon ich rede. Ich meine, wenn es das eigene Kind ist, der eigene kleine Andre Rieu, dann kann man den 2 Minuten im Konzert wenigstens freudig erregt entgegenfiebern. Mit stolz geschwellter Brust verlauten lassen „Das ist mein Kind!“, wahlweise dezent verstecken. Still und leise hoffen, dass das mit Weihnachtskonzerten ähnlich ist, wie mit dem Kinder kriegen an sich. Man vergisst halt recht schnell, wie es wirklich war.
Aber dann traktieren dich auch noch all die anderen Luisa-Sophies, Chiaras, Jan-Dieters und ganz neu, jetzt wieder in Mode, Rudis, der Schule.
Ich schwöre,
spätestens beim dritten Stück ploppt in mir ganz leise, aber sehr bestimmt, der Gedanke an einen Flachmann auf. Gefüllt mit Hochprozentigem. Ob kalt oder warm ist mir dann eigentlich wurscht. Hauptsache Auszeit. Problematisch wird nur die Heimfahrt im Auto. Da hatte ich ja schon bei meinem Artikel von YouDinner und HUGO BOSS berichtet. FrauBpunkt fährt niemals alkoholisiert, also hilft nur ertragen und danach Komasa… – ein Gläschen Wein genehmigen, oder zwei. Vielleicht von dem leckeren 2010 Lindes de Remelluri Labastida-Magnum, aus den Bodegas Remelluri, den Mathieu uns vorgeschlagen hatte. Oder ich frage Jérôme, den Sommelier der Brasserie in Wiesbaden, welchen leckeren Portugieser er uns da letzten Freitag serviert hatte – Gut mir, nicht dem Herrn B. .
Herr B. wollte nicht SchnickSchnackSchnuck spielen, wer nun heim fahren soll. Er ist ganz freiwillig und Gentlemen Like gefahren. Feine Sache, vielen Dank dafür.
Aber jetzt ging es etwas schnell, Entschuldigung. Wie komme ich vom Ohrensadismus zur Brasserie in Wiesbaden? Die Musik dort ist doch absolut hinreißend, angenehm. Hm,…
Dieses Jahr im Frühsommer
durfte ich ja ganz exklusiv und mit vollem Einsatz meinerseits, das Restaurant La Brasserie in Wiesbaden testen. Und der Abend dort hat mich und auch den Herrn B. sehr, sehr glücklich gemacht und noch recht lange davon schwärmen lassen. Toni und sein versiertes Team verstehen es wirklich, Gäste zu verwöhnen. Sogar so gut, dass ich dieses Mal flache Schuhe angezogen habe. Vielleicht erinnern Sie sich mit mir daran, dass ich irgendwann zwischen Hauptgericht und dem unzählbar vieltem Getränk, auf dem Gang zur Toilette, meine Highheels kurzentschlossen in die Hand genommen hatte. Zwengs der Wendeltreppe zum stillen Örtchen. Naja, und ein wenig wegen meiner Schlagseite, für die sich Jérôme, der Sommelier verantwortlich zeichnete.
Das Konzept der Brasserie war ja schon immer sehr französisch, sehr auf frische Zutaten bedacht. Das Team möchte noch mehr in Richtung der lokalen regionalen Produkte gehen, immer noch französisch angehaucht, selbstverständlich nicht auf die lieb gewonnenen Klassiker wie Austern, Escargots, das geniale Bio Fleisch, die göttliche Crème Brûlée oder die herrliche Käseauswahl, verzichtend. Die Speisekarte wird deutlich verkleinert werden. Es wird jede Woche eine andere Tagessuppe geben. Und der Gast kann neben der regulären Speisekarte sich von einer fast täglich wechselnden Tageskarte überraschen lassen. So kann Christopher, der begeisterte Koch, noch mehr mit Produkten vom Wochenmarkt und ausgewählten saisonalen Gemüse und Früchten arbeiten. Es wird für uns als Gäste, durch mehr Abwechslung, noch spannender, die Brasserie regelmäßig zu besuchen. Das Team der Brasserie ist hier gerade mit lokalen Händlern und Herstellern im Gespräch und testet alle Gerichte und Getränke an willigen Stammkunden.
Leider wird es keinen Mittagstisch mehr geben. Doch irgendwann müssen Entscheidungen getroffen werden. Toni und sein Team arbeiten mit Herzblut an dem Projekt Live Cooking und stecken Ihre Kraft in den Service am Abend. Für Events und zu Ihren persönlichen Anlässen können Sie gerne anfragen. Dann wird auch eine private Öffnung mittags für Sie bestimmt möglich gemacht.
Auch der Bereich um die Bar und entsprechende Snacks sollen ausgebaut werden. Einfach mal eine kleine Auszeit an der Bar nehmen, ein Glas guten Rotwein, ein Gin Tonic, dazu eine kleine Käseauswahl, vielleicht ein Snack. Das wird fein, da bin ich mir sehr sicher!
Jetzt wurde ich mit Herrn B. geladen, die Winterkarte zu kosten. Und so kam es, dass wir letzten Freitag, mitten im Dezember, im Weihnachtstrubel, die Türe zur La Brasserie in Wiesbaden öffneten. Unsere kleine persönliche Auszeit genossen.
Das Lokal
wirkt schon von Außen heimelig und warm. Der rote Teppich vermittelt ein Stück weit das Gefühl von Frankreich und ja, auch von „ich bin ein Star, wichtig, ich bin willkommen“, nimm Deine verdiente Auszeit.
Wir waren recht früh am Abend dort, einfach um vielleicht noch besser fotografieren zu können, ein wenig das Gespräch miteinander zu suchen. Und damit ich in Ruhe meine kandierten Quitten und Kirschen überreichen konnte. Im Sirup eingelegt sind die Früchte extrem toll einzusetzen und Jérôme an der Bar hatte sofort leuchtende Augen. Was man so alles mit Sirup anstellen kann,… Davon später mehr.
Als Aperitif ein perfekter Crémant gereicht, ging der Abend schon super los. Dazu selbst gebackenes Brot mit Butter und rosa Pfefferkörnern. Gefolgt von den zartesten, leckersten und obergeilsten (musst jetzt hier sein!) Austern, die ich jemals gegessen hatte. Einfach pur, mit Zitronen serviert. Toni, wo bekommt Ihr Austern in dieser Qualität her? Ernsthaft! Also ich meine, wir sind ja hier schließlich nicht in der Bretagne, oder in Nizza,…
Als Vorspeise
hatten wir ein mit Kokosnuss veredeltes Maronenschaumsüppchen und einen Blattsalat mit kandierten Maronen und lauwarmen Ziegenfrischkäse gewählt. Beides (Herr B. und ich tauschen immer unsere Teller, so dass jeder statt 3 Gängen sozusagen 6 hat. Schlau, gell?) war extrem lecker. Toll war, dass wir immer beide das passende Besteck eingedeckt bekommen hatten. So wanderte nur der Teller jeweils hin und her,…
Ich gestehe, dass ich, seit ich mal eine Maronen Mousse vollkommen versemmelt hatte, keine Maronen mehr zum Kochen verwendet hatte. Die Mousse entstand in einer Phase der experimentellen Nachspeisen und gewann sozusagen in der strengen Jury, die goldene Himbeere,… Die Jury bestand aus vier Kindern und meiner Freundin, unserer damaligen Kochgemeinschaft,… Das Ding hatte die Dichte von Plutonium, war extrem süß und so leicht klebrig bröckelig im Abgang. Es wird seither immer an einer Stelle mit Zitronenwackelpudding mit Gummibärchen genannt (der wuchs nicht auf meinem Mist,…).
Also die Suppe und auch der Salat haben mich bekehrt! Maronen hatten nun lange genug eine Auszeit. Ich werde meine Maronen Experimente wieder neu aufleben lassen. Manchmal muss man halt schiefe Töne ertragen, bis ein wirklich tolles Lied heraus kommt. Das hoffe ich auch immer auf oben schon erwähnten Adventskonzerten,…
Als Hauptgerichte
hatten wir uns einmal für geschmorte Kalbsbäckchen an Kartoffelstampf entschieden. Kartoffelstampf im Restaurant? Unbedingt, wenn er so schmeckt, wie der in der Brasserie. Ich verwette ja mein Lovegrip darauf, dass da sowohl Butter, Mascarpone, als auch Sahne drin war. Stimmt‘s? Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Und ganz ehrlich, zu den wirklich butterweich geschmorten, extrem fein schmeckenden Kalbsbäckchen mit der dicken dunklen Soße hätte ich mir keine andere Beilage wünschen können. Danke dafür.
Und dann war da noch das Filetsteak vom Simmentaler Rind mit Süßkartoffelpommes und Sauce Béarnaise. Ich schwöre, den Gesichtsausdruck kenne ich vom Herrn B. sonst nur – in anderen Situationen. Und nein, ich meine jetzt nicht ein Weihnachtskonzert,…. Mir ist bei den zarten Bissen, die mein Messer, sagen wir mal zärtlich weg gestreichelt hat, ein Seufzer ausgekommen. Wenn Fleisch so aromatisch und zart ist, die Süßkartoffelpommes dazu außen knusprig und innen weich sind, die Sauce Béarnaise alles miteinander verbindet, abrundet, das ist schon sehr, sehr toll.
Ich meine hey,
Steak mit Pommes und Soße. Das hört sich nicht nach Haute Cuisine an. Ist es nicht, es ist mehr Back to the Roots, bodenständig, ehrlich. Ich meine, wer braucht schon mehr zum Glücklich sein, wenn diese drei Komponenten so hervorragend serviert werden?
Das ist doch der Gedanke der Brasserie. Aus einfachen Zutaten das Optimum heraus kitzeln.Bodenständiges Essen so lecker servieren, dass es unfassbar wird. Wenn man mit dem Finger die restliche Soße aufstippt, pur, ableckt, die Augen schließt und erst dann merkt, dass die Leute am Nachbartisch gucken und grinsen, dann war das Essen doch genial, die Auszeit gelungen, meinen Sie nicht?
Wie in solchen Konzerten. Wenn man nicht ständig auf die Uhr gucken möchte, gähnt oder sich überlegt, was man daheim, auf schnellstem Wege, trinken möchte, dann ist es ein runder Abend.
Mir fällt gerade auf,
dass ich bisher nicht erzählt habe, dass Jérôme mir an diesem Abend zu jedem Gericht den passenden, perfekten Wein gereicht hat. Also, ich fand es ja toll, wie Mathieu uns das im HUGO BOSS Store erklärt hatte, doch noch besser ist es natürlich, sich in einem Lokal einfach verwöhnen lassen zu können. Es ist ganz wunderbar, wenn das Getränk das jeweilige Gericht dezent unterstreicht, ihm eine ganz neue Geschmacksebene verleiht.
Naja, das Tonic Water vom meinem Herrn B. war wohl auch ganz lecker, hat er gemeint. – Hey, ich bitte Sie, schließlich hatte ich ihm ja angeboten, zu fahren. Ganz leise, aber immerhin,…
Herr B. hat dieses Mal vor dem Dessert kapituliert.
Ich nicht.
Diese Auszeit wollte ich mir gönnen,… Also, ehrlich gesagt, hatte ich mich tierisch darauf gefreut. Schon seit Tagen, na gut, Wochen, Ok, Mist, also, seit dem ersten Besuch in der Brasserie. Vielleicht erinnern Sie sich ja daran, ich wollte den Koch niederschlagen und an den Haaren ins Auto ziehen. Wahlweise heiraten, wo Herr B. dann leise interveniert hat.
Schokoladentrüffel!
Also schon alleine das Wort muss man doch mal ganz verrucht sexy hauchen. Los, das machen wir jetzt mal gemeinsam. Sehen Sie es als Stimmübung für das nächste Weihnachtskonzert Ihres Nachwuchses.
Auf drei.
1 – 2 – 3
S C H O K O L A D E N T R Ü F F E L
Drei Stück davon.
Mit Zitrone, Orange und – oh – göttlich mit Salzkristallen bestreut. Auch wenn ich satt war. Ich genoss jeden einzelnen dieser kleinen, frivol verruchten, absolut sinnlichen Schokoladensünden. Bei jedem Löffel Glücksgefühle pur, langsam ablecken und im Mund schmelzen lassen. Ich …..
OK, nun, ich denke, Sie verstehen, was ich da so über mich ergehen lassen musste. Vor allem natürlich mit einem passenden Wein, nicht süß, sondern herrlich trocken und harmonisch.
Die Nachbartische waren zwischenzeitlich alle voll besetzt am Schmausen, Wein auswählen, Zuprosten und Genießen. Ganz ehrlich, die Atmosphäre in der Brasserie ist ganz wunderbar, das sollten Sie mal selbst erleben.
Nun hatte ich ja dem lieben Jérôme zwei Gläschen mit kandierten Früchten nebst dem passenden Sirup mitgebracht. Zu Verdauungszwecken, warum auch sonst, fanden wir uns also an der Bar ein und verkosteten verschiedene Kombinationen, mit verschiedensten Alkoholika. Und eine davon schmeckte tatsächlich nach Cola. Eine homemade Cola Limonade mit Schuss sozusagen. Sehr cool. Das müssen Sie erst mal nachmachen.
Die Chansons, die den sommerlichen Abend unterstrichen, hatten dieses Mal wunderbar chilligem Reggae Platz gemacht. Warme Klänge in einem weihnachtlich dekoriertem Ambiente. Ich wäre ja auch sehr gespannt, was die Jungs an Silvester auffahren. Das wird bestimmt ein unvergessliches Event,…
Toni und sein Team sind stark ausgebucht. Nicht nur im Restaurant selbst, auch mit dem Cateringunternehmen Soul Kitchen zeigt das junge dynamische Team sein Können. Soul Kitchen kocht direkt vor Ort, notfalls eben auch mit einer eigenen mobilen Küche.
Absolut authentische Küche,
die kleine Auszeit, Leidenschaft, die man überall spüren kann, macht die Brasserie aus. Saisonale Zutaten, moderne Küche, die Klassiker neu interpretiert, Geradlinigkeit und purer Geschmack ohne Zusatzstoffe ist im Restaurant und beim Catering oberstes Gebot.
Ich persönlich bin sehr gespannt, wie sich die Brasserie konzeptionell wandeln wird. Mehr Barbetrieb bekommt, noch regionaler von den Zutaten her wird. Wer weiß, vielleicht darf ich Ihnen ja dann auch wieder davon berichten.
Das wäre mir ja quasi eine Herzensangelegenheit, wegen der Schokoladentrüffel. Die sind doch regional, was meinen Sie?
Waren Sie schon einmal eine Auszeit nehmen?
In der La Brasserie in Wiesbaden beim Essen? Nein? Dann wird es Zeit! Genießen Sie eine Kleinigkeit an der Bar, oder lassen Sie es abends so richtig krachen. Dann sollten Sie aber einen Fahrer organisieren, die Getränke sind einfach herrlich. Und vielleicht vorher anrufen, denn das kleine Lokal ist sehr schnell ausgebucht.
Kennen Sie ein tolles Lokal, ein Event, von dem ich berichten soll? Vielleicht besitzen Sie ja eines und wollen gerne lesen, was ich da so erlebe, fühle, erschmecke. Dann schreiben Sie mir doch gerne, das würde mich sehr freuen!
Es war ein wunderbarer, schöner und in all der Hektik, sehr entspannter Abend im La Brasserie in Wiesbaden. Eine zauberhafte Auszeit am Rande des Weihnachtswahnsinns. Zwischen all den Vorweihnachtsalpträumen, Smalltalkrunden und Auftragsabschlusshektik, eine Oase im Fluss der Zeit. Ein Gaumenschmaus, Mundgekribbel, Sinnesfreude. Mir ist egal, was die am Nachbartisch dachten. Vielleicht waren Sie ja einfach nur neidisch,…
Wegen der Auszeit
und überhaupt habe ich mir jedenfalls überlegt, dass ich ja einfach ein Tonic Water vor dem nächsten Schulkonzert kalt stelle. Und vielleicht eine Flasche Rotwein. Nicht kalt stelle, temperiere, Sie wissen schon,… Oder aber einfach Crémant und Bier. Egal, Hauptsache es knallt,…
Und während dem Konzert? Da träume ich von butterweichen Steaks zu sanften Reggae Klängen, knusprig karamellisierten Maronen, kühlen, erfrischenden Austern. Ich verschließe mich ganz dem Ohrensadismus, der mich wie eine dunkle Wolke einhüllt.
Und ja, wenn ich dann selig lächle und die Augen schließe, träume ich von den Schokoladentrüffeln, Sie wissen schon,….
In diesem Sinne,
[…] Auszeit, Ohrensadismus zu Weihnachten und La Brasserie […]